Dr. med. Wolfgang Baumgärtner vermisst das Singen in der Kirche und lernt das Singen noch mehr wert zuschätzen. Gedanken von ihm…
Sophie Scholl glaubte zunächst wie ihr zweieinhalb Jahre älterer Bruder Hans Scholl an das von den Nationalsozialisten propagierte Gemeinschaftsideal und trat 1934 dem Bund Deutscher Mädel (BDM) bei. Sie engagierte sich für ihre Jungmädel-Gruppe und wurde Scharführerin.
Sophie veranstaltete wie ihr Bruder Mutproben und Härtetests, um sich und den anderen das Äußerste abzuverlangen. Später wandte sie sich von den Jugendorganisationen der NSDAP ab. Nach dem „Reichsparteitag der Ehre“ 1936 nahm sie zusammen mit ihrem Bruder Hans am Gruppenleben der Deutschen Jungenschaft vom 1. November 1929 (kurz „dj.1.11“) teil, einem von Eberhard Koebel gegründeten Jugendbund, der in der Frühphase des Dritten Reiches versuchte, trotz Verbot noch weiterzuexistieren.
Im Herbst 1937 wurde Sophie zusammen mit ihren Geschwistern für einige Stunden verhaftet, weil ihr Bruder Hans wegen fortgesetztem Engagement in der Bündischen Jugend verfolgt wurde. (Quelle: Wikipedia)
Michael Göcking hat ein paar Gedanken zum Jahrestag
Seitdem ich blind bin, und das bin ich seit 37 Jahren, treibt mich die dahinterstehende Augen Erkrankung um, manchmal auch vor sich her.
Ab und zu muss ich zum Arzt, werde immer mal wieder an einem der Augen operiert. Doch ich habe gelernt damit umzugehen und trotzdem zufrieden zu sein.
Wie das geht? Ich habe eine liebe Frau und eine große Familie.
Die Enkelkinder vermissen uns, schreiben uns elektronisch, wie gern sie bei uns wären, im Garten, auf dem Grundstück.
Meine Blindheit ist dabei kein Thema, warum auch. Jeder hat inzwischen gelernt,
damit umzugehen. Nur ich selbst bin ab und zu traurig, frustriert,
weil die Krankheit mich einfach nicht loslässt.
Aber dann ruft meine Frau, und es gibt wichtigeres zu tun,
als über meine Schwächen zu grübeln und sich zu grämen.
Jetzt sind meine Stärken gefragt!
Am besten hilft mir dabei gegen den Frust,
ein Buch nach dem anderen zu schreiben.
Dies habe ich für mich rechtzeitig nach der Erblindung entdeckt,
seitdem ich in meinem Beruf nicht mehr arbeiten kann.
Also schreibe ich und die Zeit vergeht, und die Familie wächst weiter.
So weiß ich auch, wer meine Bücher demnächst einmal lesen wird:
meine Kinder und meine Enkel. Dafür lohnt sich fast jede Mühe.
Kürzlich fiel mir ein Gedicht ein, dass meine Situation
trotz aller Mühen und die Gesundheit knapp zusammenfasst.
Hier ist es:
Ich liebe Auto-Scooter fahren. Wenn irgendwo die Gelegenheit ist, setze
ich mich mit Begeisterung in diese eiförmigen Schleuderkisten. Damit ist
alles erlaubt, was ich mit meinem Auto besser nicht mache. Und das
beste: Es gibt nur zwei Zustände: Vollgas oder stehen bleiben. Also heize
ich wie ein Wilder quer über die Fläche, finde mich irgendwann mitten in
einem Pulk Gleichgesinnter wieder und freue mich wie ein Schneekönig,
wenn ich meinen Nachbarn voll in die Seite rammen kann.
Auf meiner Heimfahrt werde ich dann wieder zum braven
Verkehrsteilnehmer, blinke rechtzeitig vor der Ampel und lächele dem
Polizisten an der Straßenecke freundlich zu.
Auto-Scooter fahren und im Straßenverkehr unterwegs sein sind eben
zwei Dinge: Auto-Scooter fahren macht Spaß, Auto fahren hingegen soll
mich ans gewünschte Ziel bringen.
Genauso sieht’s mit meinem Leben aus: Ich kann durch’s Leben
schleudern. Immer drauf, egal was kommt. Das macht Spaß. Aber ich
muss mit Schrammen und Blessuren rechnen. Und außerdem drehe ich
mich nur im Kreis oder bleibe irgendwo eingekeilt stecken. Die
Alternative: das Leben zielorientiert fahren. Ein Vorbild könnte der
damalige König David aus Israel sein. Der sagt: „Gott, ich brauche dich
jetzt, um mal richtig zu leben. So, wie du es für mich vorgesehen hast,
führe mich durch deine Kraft, das macht Spaß und ist krass. Dann werde
ich sehen, wie du Felsen bewegst, wie du meinen Weg lenkst…“
Also: Nicht ich reiße wild am Steuer meines Lebens. Sondern Gott ist der
Pilot.
Heißt die Parole also: Leb‘ schön ordentlich und fromm …? Ich glaube, es
ist wichtig, den feinen Unterschied zu sehen. Gott ist kein Spielverderber.
Er gönnt uns den Spaß. Jesus hat gern rauschende Feste gefeiert und
sogar für neuen Wein gesorgt, als der alte alle war. Derselbe Gott freut
sich aber eben auch über Menschen wie David, die bei ihm Orientierung
für den grundsätzlichen Kurs ihres Lebens suchen. Ich glaube: Jesus würde
heute mit mir Auto-Scooter fahren. Wir hätten viel Spaß und anschließend
sicherlich noch ein gutes Gespräch.
Professor Peter Schallenberg aus Mönchengladbach denkt über die Zu- und Umstände in dieser Zeit nach. Was ist wirklich wichtig im Moment? Nehmen wir uns Zeit um dem Nachzuforschen.
Msgr. Prof. Dr. habil. Peter Schallenberg (Jahrgang 1963) studierte Theologie und Philosophie in Paderborn und Rom, dort wurde er 1988 zum Priester geweiht. Im Februar 2004 wurde er zum Kaplan seiner Heiligkeit (Monsignore) ernannt. Im gleichen Jahr wurde er Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaften an der Theologischen Fakultät Fulda. Seit 2008 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät Paderborn. Parallel dazu leitet er seit 2010 als Direktor die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle (KSZ) in Mönchengladbach. Die KSZ ist eine Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit sozialen und gesellschaftspolitischen Fragen auf der Grundlage der Katholischen Soziallehre und der Christlichen Sozialethik. Neben der Veranstaltung von Tagungen – auch im internationalen Rahmen und in Zusammenarbeit mit den katholischen Sozialverbänden – publiziert die KSZ auch eine Vielzahl von Schriften (nähere Informationen unter: www.ksz.de) . Neben einer Vielzahl von Beraterfunktionen – u.a. bei der deutschen Bischofskonferenz und namhaften Verbänden – ist Peter Schallenberg auch seit 2019 Mitglied des von Papst Franziskus neugegründeten Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen.
Was wir in Krisenzeiten erkennen, wie wir weiterhin Freundschaft leben können, welche Menschen jetzt unsere Hilfe benötigen. Verantwortung zu übernehmen und ein gewisses Gott-Vertrauen zu haben.
Darüber sprach die Theologin, Pfarrerin und ehemalige Landesbischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover Margot Käßmann im Interview mit Martina Vogt.
Die „Kleinen“ Dinge sind es, die in dieser Zeit auffallen.
Besonders schöne Erlebnisse und Erkenntnisse hatte Petra Schulze diese Ostern in Lemgo.
„Was machen Sie da?“ Sammeln Sie etwas? Ich habe Ihnen schon die ganze Zeit zugeguckt“, sprach mich ein älterer Mann an. „Ja, ich suche Stücke von alten Fliesen, um damit ein Mosaik zu machen.“ Und dann guckte er mit und reichte mir kurz drauf ein Stück einer altmodischen Wandkachel. Eine nette Begegnung am Rande einer Baustelle.
Für die schweren LKW werden die Baustellen-Zufahrten meist aus klein zerbröseltem Recycling-Bauschutt angelegt. Und darin findet man schon mal Scherben von alten Wand- und Bodenfliesen aus ehemaligen Abrisshäusern: Viele weiße oder hellblaue – wie man sie eben früher so hatte. Leuchtende Farben findet man nur mit etwas Glück.
Auf keinen Fall wollte ich aber für mein Mosaik ausgesuchte Fliesen dazu kaufen und zerdeppern, um die fehlenden Farben zu ergänzen, denn es sollte ein Lebensgeschichten-Mosaik werden – nur aus Bauschutt-Kachelstücken, die alle für „echte Menschen-Geschichten“ stehen,
Geschichten von Leuten, die unzählige Male über die Badezimmerfliesen gelaufen sind, die sich vor den Kacheln mit Blick in den Spiegel rasiert, die Zähne geputzt oder geschminkt haben, die in ihren vier Wänden geschimpft, gestritten, geweint und gelacht haben.
Die Alltagsgeschichten aus der Zeit, als die Scherben noch ganze Kacheln auf Wänden und Fußböden waren, sollten sich jetzt neu zu einem Lebensmosaik zusammen puzzeln – zumindest, wenn man sich das mit etwas Phantasie so vorstellen will.
Inzwischen ist das Mosaik fertig und es erinnert mich mit den einzelnen Fliesenstücken an diese jetzige irgendwie merk-würdige „Corona-Zeit“, in der alle vereinzelt, „versprengt“ auf ihre eigenen kleinen „Wohn- und Lebens-Zellen“ verwiesen sind – die mit nur wenigen Berührungspunkten – wie die einzelnen Mosaiksteine – nebeneinander liegen – mit einem gewissen Sicherheitsabstand einerseits, andererseits aber doch untereinander verbunden, vernetzt, zusammengehalten durch die gefüllten Fugen, so dass kein Steinchen herausfallen kann.
Für mich ist es in diesem verrückten Frühjahr jedenfalls mein persönliches Osterbild,
das mich erinnert an eine – zwar noch etwas zaghaft brennende – Osterflamme, die erst noch Osterfeuer werden will, aber schon anfängt im Dunkel zu leuchten – und an zarte grüne Pflänzlein, die vorsichtig anfangen zu wachsen und Blüten zu treiben.
Apropos „anfangen“: Anfang und Ende – Alpha und Omega! – Das sind die Zeichen der Osterkerze, die wir jedes Jahr in der Auferstehungsfeier entzünden.
Ich fand auch ein kleines Fliesenstück mit einem blauen „A“ in der Glasur. Das habe ich im oberen Drittel, etwas links von der Mitte, platziert.
„A“ wie Abbruch, ja – aber auch wie Anfang – Aufbruch – und Auferstehung!
Auferstehung und Ostern finden statt – auch in diesem Jahr – wie tröstlich!
Eva-Maria Nolte – im April 2020
Gemeindereferentin im katholischen Pastoralverbund Bielefeld-Ost
Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
von Andreas Laqueur, Berlin
Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten? So wird heute Abend wieder gefragt, wie traditionell in jedem jüdischen Haushalt zum Sederabend am Beginn des Passahfestes.
An allen anderen Abenden essen wir Gesäuertes und Ungesäuertes, heute nur Ungesäuertes. So lautet die klassische Antwort. Und auf dem Teller liegen die Matzot, die ungesäuerten Brote, die an den eiligen Aufbruch aus der Sklaverei Ägyptens erinnern.
Dieses Jahr unterscheidet sich die Nacht aber auch von allen anderen Sederabenden der vergangenen Jahre. Immer zum Sederabend am Beginn des Passahfestes versammelten sich Großeltern, Eltern und Kinder, Onkel und Tanten, Cousins and Cousinen zu einer großen fröhlich-festlichen Familienrunde.
Heute Abend sitzen meist nicht mehr als zwei an einem Tisch, Enkel sollen ihre Großeltern nicht besuchen und Kinder nicht ihre Eltern. An vielen Tischen sitzen Menschen ganz allein. Wer stellt nun die klassischen Fragen: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten. Sonst ist das immer die Aufgabe des jüngsten Kindes am Tisch. Und heute?
Über Videokonferenzen kommen heute viele Familien und Gemeinden zusammen. Natürlich ist das nicht dasselbe, aber vertraute Gesichter und Stimmen von lieben Menschen sind zugegen. Wirklich allein muss niemand bleiben an diesem Sederabend zum Beginn des Passahfestes. Ein Kelch mit Wein steht immer zusätzlich auf dem Tisch, der Kelch für den Propheten Elia. Er ist der Vorbote des Messias. Er ist eingeladen und er kommt unerkannt aber er kommt. Ein Wunsch schließt den Sederabend ab: Nächstes Jahr in Jerusalem – und ein Wunsch kommt in dieser Nacht dazu: Nächstes Jahr wieder in der feierlich-fröhlichen Familienrunde, ob in Jerusalem oder Berlin