Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Würden sie bitte den Abstand einhalten, hörte ich neulich beim Einkaufen einen Kunden sehr bestimmt zum anderen sagen, der wiederum erwiderte etwas barsch: Also ich bitte sie, ich stehe mindestens zwei Meter von ihnen entfernt. Was wollen sie eigentlich?  Nee nee, sagte der erste Kunde, jetzt noch etwas kampfbereiter, hören sie mal, sie wissen wohl nicht wieviel zwei Meter sind. Mit zum Himmel verdrehten Augen reagierte der andere nun gar nicht mehr, zeigte einfach die kalte Schulter. Die Szene erinnerte mich an Loriot, diese typische Besserwisserei, dieser Glaube, es gebe einen und zwar NUR einen Bestimmer und der habe nun mal das Sagen, egal ob es um die Ente in der Badewanne geht oder die Frage wie lange ein Frühstücksei kochen muss. Man lässt sich nicht von einem kaputten Fernseher diktieren, wann man ins Bett gehen soll, oder eben von einem wildfremden Menschen in der Schlange schlaumeiermässig vorschreiben, wie lang zwei Meter sind.

Der Deutsche regt sich gerne auf, besonders gerne über vermeintliche Fehler der anderen. Autofahrer schimpfen und gestikulieren in ihren Blechkisten, als gäbe es kein Morgen, nur weil vielleicht jemand zu langsam über den Zebrastreifen geht. Es gibt Urlauber, die die Erholung ihrer gesamten Ferien aufs Spiel setzen vor lauter Ärger über eine zu kleine Badewanne oder den zu geringen Wasserdruck, oder Betten, die nicht nebeneinander stehen, so dass die gesamte Familienplanung in Gefahr gerät, was auch immer: Der Deutsche , so sagen Reiseunternehmen, geht durchs Hotel und schaut, wo er klagen kann.  Die meisten anderen europäischen Länder stehen übrigens in dem Ruf, es doch eher mit Charme zu versuchen.

Gern regt man sich ausgiebig darüber auf, welche Freiheiten Ausländer bei uns haben, kritisiert aber gleichzeitig im Urlaub lauthals Spanier, Italiener oder Türken, wenn nicht die deutsche Übersetzung überall auf der Speisekarte steht, es keinen deutschen Kaffee , kein deutsches Bier, kein Schnitzel gibt. Zwar ist man beeindruckt von Tango, Flamenco und Sirtaki, aber zuhause, da solls doch bitte der deutsche Schlager richten.

  Der gerne meckernde Deutsche sieht das Leben woanders häufig allerdings trotz allem als besser an, heißt es in einem Zeitungsartikel, das Klima angenehmer, die Natur attraktiver, die Mentalität der Menschen genussfähiger und gelassener als Zuhause, gäbe es da nicht immer jene – wie es heißt- -‚elende Bescheidwisser-Attitüde, mit der absurden deutschen Neigung, in Argentinien der bessere Argentinier zu sein und in Italien der bessere Italiener.   

Warum um Himmels Willen, nehmen wir nicht oft das Leben ein wenig leichter. Früher rauchte man in kritischen Situationen eine bestimmte Zigarette und wurde zuvor in einer Animation gefragt: warum denn immer gleich in die Luft gehen, greife lieber zur …na ja, aber wer raucht heute noch?

Übrigens, das mit dem METER wurde Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich definiert und mit einer internationalen Meter- Konvention später, 1875 besiegelt, diese wurde von 17 Staaten unterzeichnet, darunter auch das damalige Deutsche Reich. Es war nun eine Längeneinheit, die von der Lichtgeschwindigkeit abgeleitet wurde und sich nicht mehr nach menschlichen Gliedmaßen richtete, Elle, Fuß, Schritt oder Handbreit. Diese Umstellung ist offenbar bei einigen selbst heute noch nicht ganz angekommen, da kann dann man schon mal durcheinanderkommen bei der Frage wieviel denn wohl zwei Meter sind.

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