Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Ich musste vor Ostern schnell noch zur Post, ein Paket abholen. Die Schlange draußen, vor der Postfiliale war lang, was sonst, zu normalen Zeiten wenig auffällt, wenn nämlich alle Kunden dicht gedrängt vor dem Schalter warten. Nun zeigte sich das alles als ganz entspannte Situation, die Sonne schien, und verteilt über, na, sagen wir 20 Meter standen die richtig gut gelaunten Kunden, in jeweils 2 Meter Abstand versteht sich, geduldig, fast wie in österlicher Vorfreude, auf ihre Abfertigung wartend. Das Bild hatte aber auch eine ganz andere Aussage. Die meisten Kunden vor mir wollten nur ein Paket abgeben, und auf den Sendungen war schon von Weitem – nicht zu überlesen- der Absender in deutlichen Lettern zu lesen: amazon, Zalando, H &M und all die anderen Großen. Kostenfreie Retourpakete, einfach nur wieder abgeben, den Schein aufbewahren, das Ende eines offenbar nicht erfolgreichen Online- Shoppings.

Ich gebe zu, dass ich in diesen Tagen und Wochen ebenso dieser Art des Einkaufs erlegen bin, ertappe mich nun in Zeiten der geschlossenen Läden dabei, dass ich Artikel im Internet auch vergleiche, feststelle, wie unterschiedlich Preise sein können. Oftmals werden Artikel portofrei verschickt, kommen in zwei Tagen bei mir an und natürlich kostet das Zurücksenden auch keinen Cent, alles in der Preisgestaltung mit einberechnet Natürlich ist das ausgesprochen bequem. Allerdings: ich stelle auch fest, wie sehr mir die kleinen Geschäfte in Münster fehlen, das Anprobieren, das Anfassen der Ware, das Vergleichen von Artikeln, das Sammeln von Eindrücken in verschiedenen Geschäften, die Stimmung und der Puls der Stadt. Ich vermisse geradezu meine sympathische Verkäuferin in meinem Lieblingsladen, die mir schon mal sagt, nehmen sie besser die Bluse in der anderen Farbe, steht Ihnen besser, oder oohh, das würde ich an Ihrer Stelle nehmen, wir für sie genäht…letzteres hört man natürlich am liebsten

Einkaufen, shoppen, das ist eben auch Kommunikation, das sind Eindrücke auf so verschiedenen Ebenen, und die gibt es beim Online- Shoppen nun mal nicht. Wie viele Geschäfte weichen zur Zeit auf Online- Angebote aus, um wenigstens wirtschaftlich gesehen noch ein wenig zu retten, die ersten Modegeschäfte melden Insolvenz an, ganze Kollektionen wandern auf den Müll, Näherinnen in Asien können nicht mehr bezahlt werden, jede Krise trifft immer die Ärmsten.

Städte leiden ohnehin schon unter dem Sterben der kleinen Läden angesichts astronomischer Mieten, die höchstens von großen Ketten zu stemmen sind. Die Großen gegen die Kleinen, wobei gerade die Kleinen den Charakter und das Besondere jeder Innenstadt ausmachen!

Diese Krise zeigt Vieles, und ganz deutlich zeigt sie auch, wie schön unsere lebendigen Städte sind, wie vielfältig urbanes Leben ist, wieviel Spaß das Bummeln, das Shoppen, ja, manchmal eben auch das Geldausgeben sein kann ohne Paypal und Überweisung, ohne Online- Abbuchung und Einziehungsauftrag. Ob das so bleibt, das werden wir alle nach dieser Virus- Krise in Händen haben.

Ach ja, mein Päckchen, das ich in der Postfiliale abholte, es war eine Osterüberraschung, und die wird behalten. Der Osterhase und ich haben nämlich ganz klar etwas gegen Retouren.

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