Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Münster

Der Wissenschaftsjournalist und Autor Ranga Yogeswar sagte am Sonntag im ARD- Frühschoppen, er habe das Gefühl, die ganze Welt befände sich zurzeit wie in einer Art Sabbatical, einem nicht geplanten und gewollten Sonderurlaub. Und wären Hilflosigkeit, Verunsicherung, vielleicht sogar Angst oder Kritik an diesem so ungewohnten und fremden Zustand erst einmal gewichen, könne das vielleicht auch dazu führen, zu erkennen, welche Werte letztlich wirklich wichtig seien, wie zum Beispiel die Solidarität.

Eine weitere Aussage, die ich bei Facebook las, besagt:  Die Erde habe uns aufs Zimmer geschickt, damit wir nachdächten über das, was wir angestellt haben. Beide Aussagen meinen dasselbe: es ist eine gute Zeit zum Nachdenken und vielleicht zum Nachjustieren in Manchem.

Wir suchen im Moment Bilder, Sinnsprüche, Erklärungen für das, was uns fremd ist, was wir mit unserem Gehirn, unseren Erfahrungen nur schwer begreifen und einordnen können. Eine weltweite Pandemie? Wie ist das möglich, es ging uns doch noch gut vor 4 Wochen! Das sind Dimensionen, auf die unser Gehirn einfach nicht vorbereitet ist.

Die, die in solchen Zeiten Hochkonjunktur haben und unserem Gehirn etwas helfen, das sind all jene begabten Menschen, deren Handwerkszeug der Humor ist, die Satiriker, die Kabarettisten, die Humor mit Intellekt verbinden, die Problemen ein völlig neues Gewand geben, die es so spielerisch schaffen, uns zwischen Tränen und Lachen einen Moment der ablenkenden Leichtigkeit zu schenken. Lachen tut so gut! Es befreit und ist außerdem gesund!

Was mache sie mit dem ganzen Klopapier, fragt eine Frau in einer Zeitungskarikatur die andere, die einen übervollen Einkaufskorb mit ausschließlich Klopapier vor sich herschiebt. „Einfrieren“, sagt diese kurz und bestimmt. Man schmunzelt.

Wir schmunzeln aber keineswegs, wenn wir hören, dass Atemschutzmasken für knapp tausend Euro im Internet angeboten werden und wir sind zu Recht wütend, wenn palettenweise das Desinfektionsmittel geklaut wird. Unverständnis, Kopfschütteln. Wo bitte ist die Solidarität? Aber, wenn uns jemand erzählt, die Menschen hätten Angst, Fieber zu bekommen, weil dann vielleicht Gesundheitsminister Spahn käme, um Wadenwickel zu machen, dann sind Wut und Ärger einen kurzen Moment lang verflogen.

Satire, es gab sie schon in der Antike, Tatsachen werden übertrieben, Ernst und Komik vermischen sich wie das Salz mit der Suppe. Übertreibungen, die sich in rhetorisch schwindelerregende Höhen schrauben. Beschreibungen, die unsere Fehler hemmungslos ins Lächerliche ziehen und Wortspielereien, die uns da so überraschend unterhaltsam um die Ohren gehauen werden. Tierhandlungen rechnen jetzt mit Hamsterkäufen, nur ein Beispiel. In Extra3 beim NDR heißt es, endlich würden wir jetzt mal Hygiene- Regeln lernen. Menschen waschen sich die die Hände, nach dem Toilettengang, sogar Männer. Oder auch: Eine Ausgangssperre? Das wäre so etwas wie Ferien auf Sagrotan. Lachen und Humor helfen genauso wie Optimismus und Glaube mit schwierigen Zeiten fertig zu werden

Nutzen wir also dieses unfreiwillige Sabbatical, von dem Ranga Yogeswar spricht, nutzen wir es dazu, Augen und Ohren zu schärfen, und vielleicht auch einmal in ganz neuen Bahnen zu denken. Passen sie gut auf sich auf!

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