Dr. med. W. Baumgärtner
Dr. med. W. Baumgärtner, Melle

Dr. med. Wolfgang Baumgärtner mit einem Gedanken zu 3Mose 26,6 Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und euch niemand aufschrecke. Ich will die wilden Tiere aus eurem Lande wegschaffen, und kein Schwert soll durch euer Land gehen.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Hommage an meinen Frisör

Seit heute habe ich ein wichtiges Date, ein Date in der ersten Maiwoche mit einem Mann, und obwohl ich diesen Mann schon seit 35 Jahren kenne, habe ich nach langen Wochen des nicht Sehens jetzt große Sehnsucht nach ihm, normalerweise sehen wir uns etwa alle zwei bis 3 Wochen für eine kurze Zeit. Es ist mein Frisör. Seit zwei Monaten haben wir uns nicht mehr gesehen und obwohl meine Familie mir aufmunternd immer wieder sagt, Mama, du kannst noch vor die Tür gehen, habe ich doch das schleichende Gefühl allmählich meinem Handfeger zu ähneln. Wir Kurzhaar- Frauen haben da doch eher Probleme…..Aber: Kein Frisör bei Corona. Furchtbar, ich weiß, es gibt absolut weitaus wichtigeres als den Frisör in dieser Krise, aber wenn wir Gesundheit, Kultur, Wirtschaft, die Arbeit und den Job in diesen Tagen nicht vergessen sollen, dann dürfen wir bitte auch einen ganz kurzen Gedanken an die eigene Schönheit verschwenden, denn ich denke, ein Aussehen, mit dem man sich wohlfühlt das gibt auch ein stückweit den ertragreichen und selbstbewussten Boden für Handeln und Denken. Mit meinem Kopf zurzeit …na ja….

Das Wort Frisör kommt aus dem Französischen, und das Verb ‚friser‘ meint kräuseln, ja, in meiner frühen Jugend, der 68er Zeit, hatte ich öfter künstliche Locken, ich erinnere mich noch an den unangenehmen Schwefelgeruch. Es war eine Tortour. Aber sah gut aus.

Ein Deutscher war es übrigens, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Dauerwelle erfand, etwa 50 Jahre zuvor hatte ein Franzose die Ondulation kreiert.

Haare hatten immer eine besondere Bedeutung, in der Mode, der Magie oder auch der Religion. Schon in der Antike glaubten Menschen, eine Haarpracht stünde mit höheren Mächten in Verbindung, Sklaven wurden die Haare abrasiert. In der Bibel galten lange Haare der Frau als Zeichen der Unterordnung unter den Mann, dieser wiederum durfte keine langen Haare haben, „da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist“, wie es heißt. Nun, das hat sich doch etwas verändert.

Im Nationalsozialismus wurden blonde Haare zum „germanischen Kennzeichen“ der sogenannten Herrenrasse ernannt. Auch das gibt es Gott sei Dank nicht mehr.

Schwarze und blonde Haare waren in Märchen immer wieder die Kräfte von Gut und Böse. Und in Filmen schufen Blondinen ein Image der Sexbombe, erotisch und ganz schön naiv. Es gab auch Zeiten, in denen Frisöre auf Märkten noch Zähne zogen. Und es gibt Menschen, die haben eine panische Angst zum Frisör zu gehen, leiden unter der Keirophobie.  

Die Mode letztlich hat unsere Haare zu etwas sehr Schmückendem, Erotischem und immer wieder sich veränderndem gemacht, frei, individuell, voller Farben und gestalterischer Ideen.

Dass in der zurzeit herrschenden Krise ein Friseurbesuch wieder möglich wird, das weiß ich richtig zu schätzen, was früher ein fester Bestandteil im Kalender war, wird nun zum wertvollen Termin. Wir lernen, die Dinge wieder zu schätzen. Vielleicht ja eine der guten Seiten, die so eine Krise haben kann.

Frisöre, Coiffeure oder Stylisten, wie immer man sie nennt, können Starcharakter haben, wie jener Udo Walz zum Beispiel, – mir ist allerdings Christoph Waltz lieber, der ist zwar kein Frisör und hat auch noch ein T im Nachnamen aber dafür ein wunderbarer Schauspieler. Es gibt den Barbier von Sevilla oder die französische Tageszeitung Le Figaro. Und: es gibt noch einen Figaro, den ich- außer dem meinen, versteht sich- sehr schätze: Rolando Villazon in Mozarts gleichnamiger Oper. Und mal im Ernst: Wen interessiert bei dieser Stimme schon die Frisur?

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

Abwarten und Tee trinken kann in Krisenzeiten eine ganz gute Taktik sein. Dabei mag man seinen Tee aus dem Teepott schlürfen oder ihn stilvoll nachmittags um Five O´Clock  trinken – Any time is teatime, meint Angelika Hornig.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Münster

Der Wissenschaftsjournalist und Autor Ranga Yogeswar sagte am Sonntag im ARD- Frühschoppen, er habe das Gefühl, die ganze Welt befände sich zurzeit wie in einer Art Sabbatical, einem nicht geplanten und gewollten Sonderurlaub. Und wären Hilflosigkeit, Verunsicherung, vielleicht sogar Angst oder Kritik an diesem so ungewohnten und fremden Zustand erst einmal gewichen, könne das vielleicht auch dazu führen, zu erkennen, welche Werte letztlich wirklich wichtig seien, wie zum Beispiel die Solidarität.

Eine weitere Aussage, die ich bei Facebook las, besagt:  Die Erde habe uns aufs Zimmer geschickt, damit wir nachdächten über das, was wir angestellt haben. Beide Aussagen meinen dasselbe: es ist eine gute Zeit zum Nachdenken und vielleicht zum Nachjustieren in Manchem.

Wir suchen im Moment Bilder, Sinnsprüche, Erklärungen für das, was uns fremd ist, was wir mit unserem Gehirn, unseren Erfahrungen nur schwer begreifen und einordnen können. Eine weltweite Pandemie? Wie ist das möglich, es ging uns doch noch gut vor 4 Wochen! Das sind Dimensionen, auf die unser Gehirn einfach nicht vorbereitet ist.

Die, die in solchen Zeiten Hochkonjunktur haben und unserem Gehirn etwas helfen, das sind all jene begabten Menschen, deren Handwerkszeug der Humor ist, die Satiriker, die Kabarettisten, die Humor mit Intellekt verbinden, die Problemen ein völlig neues Gewand geben, die es so spielerisch schaffen, uns zwischen Tränen und Lachen einen Moment der ablenkenden Leichtigkeit zu schenken. Lachen tut so gut! Es befreit und ist außerdem gesund!

Was mache sie mit dem ganzen Klopapier, fragt eine Frau in einer Zeitungskarikatur die andere, die einen übervollen Einkaufskorb mit ausschließlich Klopapier vor sich herschiebt. „Einfrieren“, sagt diese kurz und bestimmt. Man schmunzelt.

Wir schmunzeln aber keineswegs, wenn wir hören, dass Atemschutzmasken für knapp tausend Euro im Internet angeboten werden und wir sind zu Recht wütend, wenn palettenweise das Desinfektionsmittel geklaut wird. Unverständnis, Kopfschütteln. Wo bitte ist die Solidarität? Aber, wenn uns jemand erzählt, die Menschen hätten Angst, Fieber zu bekommen, weil dann vielleicht Gesundheitsminister Spahn käme, um Wadenwickel zu machen, dann sind Wut und Ärger einen kurzen Moment lang verflogen.

Satire, es gab sie schon in der Antike, Tatsachen werden übertrieben, Ernst und Komik vermischen sich wie das Salz mit der Suppe. Übertreibungen, die sich in rhetorisch schwindelerregende Höhen schrauben. Beschreibungen, die unsere Fehler hemmungslos ins Lächerliche ziehen und Wortspielereien, die uns da so überraschend unterhaltsam um die Ohren gehauen werden. Tierhandlungen rechnen jetzt mit Hamsterkäufen, nur ein Beispiel. In Extra3 beim NDR heißt es, endlich würden wir jetzt mal Hygiene- Regeln lernen. Menschen waschen sich die die Hände, nach dem Toilettengang, sogar Männer. Oder auch: Eine Ausgangssperre? Das wäre so etwas wie Ferien auf Sagrotan. Lachen und Humor helfen genauso wie Optimismus und Glaube mit schwierigen Zeiten fertig zu werden

Nutzen wir also dieses unfreiwillige Sabbatical, von dem Ranga Yogeswar spricht, nutzen wir es dazu, Augen und Ohren zu schärfen, und vielleicht auch einmal in ganz neuen Bahnen zu denken. Passen sie gut auf sich auf!

Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge
Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge und langjähriger Redakteur bei der evangelischen Wochenzeitung Unsere Kirche

In diesen Corona-Zeiten sind viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen geschlossen, ebenso kirchliche Gebäude. Hinweise an den Türen machen darauf aufmerksam und bitten um Verständnis. An einem Gemeindehaus meiner Kirchengemeinde hängt außerdem ein Blatt mit einem Bibelvers, der wunderbar in diese aufgeregte Zeit passt. Er lautet: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Besonnenheit in aufgeregten Zeiten von Corona-Pandemie und Corona-Panik. Besonnenheit ist gefragt, wenn Sorgen und Ängste die Menschen quälen. Und wir brauchen Kraft, um nicht wegen angeordneter Bewegungs- und Kontakteinschränkungen zu verzagen. Manche Menschen empfinden die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, als eine Zumutung. Doch was ist der Aufenthalt in der eigenen Wohnung im Vergleich zu einer Haftzelle. Der Apostel Paulus, von dem der Satz an der Gemeindehaustür stammt, hat ihn im Gefängnis in Rom geschrieben. In dieser mehr als ungemütlichen Situation schreibt er in einem Brief diesen Satz: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Paulus war kein Übermensch, sondern ein Mensch mit Gottvertrauen. Er setzte nicht auf seine eigene Stärke, sondern auf die Kraft Gottes. In einem anderen Brief hat Paulus geschrieben: „Ich bin guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen.“ Und dann fügt er noch die paradoxe und starke Aussage hinzu: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Das war keine steile philosophische Aussage von Paulus, sondern seine Lebens- und Glaubenserfahrung.

Ich verstehe den Paulus so: Gerade, wenn wir schwach sind, wenn Fragen, Sorgen und Ängste uns quälen, will Gott uns stark machen. Und besonnen. Und fähig zur Nächstenliebe. Auch und gerade in Krisenzeiten.

Vielen Dank für die Bibelstelle an der Gemeindehaustür!