Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Ich habe mir vor wenigen Wochen ein uraltes Röhrenradio gekauft mit Plattenspieler. Stolz war ich, und wie, nur: der Plattenspieler leiert noch etwas, das kann behoben werden. Mit meinem Lebensgefährten saß ich abends gemütlich bei einem Glas Wein, er machte das Radio an, und nachdem sich das magische Auge schloss kam sehr deutlich WDR 2 oder 1Live, ich weiß es nicht mehr, klar und klangvoll, eine für das Alter des Radios gute Klangqualität. Aber schnell schauten wir uns an und waren uns einig: diese modernen Klänge passen einfach nicht zu einem so alten Radio, wir probierten es mit einem Klavierkonzert, schon besser und dann fiel mir ein, dass ich noch eine uralte Schallplatte mit Paul Lincke Melodien habe, dirigiert von Alfred Hause, den ich einmal in Hahnenklee kennenlernen durfte. Bei „Glühwürmchen, Glühwürmchen glimmre“ oder der „Berliner Luft“ oder „Bis morgens früh um fünfe, kleine Maus“ da war es da, dieses stimmige Gefühl, das waren die Klänge, die zu diesem alten Radio passten, es harmonierte einfach. Perfekt

So ähnlich sehe ich die Situation auch zurzeit, da klingen oftmals Töne und Worte aus Zeitung und Radio, Fernsehen und Internet, die nicht so recht passen wollen zu einem ohnehin momentan nicht ganz leichten Leben. Deutschlands größtes Boulevardblatt allen voran: da wird Angst geschürt in manchen Beiträgen und man beschäftigt man sich mit der Frage, wie Homeoffice bei Pornostars aussieht. Töne und Worte, die so gar nicht passen wollen, sind das die Dinge, die uns bewegen?

Mich überzeugen mehr die Menschen, die sich klar an Fakten halten, die keine Panik, sondern fundiertes Wissen verbreiten, die, die souverän und ruhig uns durch diese schwierige Zeit leiten, ohne politische Intentionen, ohne Geschmacklosigkeiten. Die ihren Verstand und ihr Herz sprechen lassen. Authentisch, vertrauensvoll.  Ich kann nichts anfangen mit standardisierten Äußerungen, mit Horrorvisionen, Fakenews, mit Übertreibungen. Wir haben auch keine „Helden“, die wir beklatschen, zu denen wir aufschauen müssen. Wir haben Menschen, die tatsächlich Großartiges leisten, aber statt sie zu Helden zu machen, sollten ihre Gehälter steigen, was sie schon lange ganz sicher verdient hätten!

 Es kommt also auf uns selbst an, mit wachem Verstand das richtige „Programm“ zu finden und kritisch zu filtern, jene Klänge, Töne, Worte, bei denen wir ohne Vorbehalt sagen: ja, das ist es, das glaube ich, dem vertraue ich, da stehe ich hinter. Passen sie gut auf sich auf

Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge
Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge und langjähriger Redakteur bei der evangelischen Wochenzeitung Unsere Kirche

In diesen Corona-Zeiten ist es wunderbar, wenigstens per Telefon mit den Angehörigen in Verbindung zu bleiben. Zum Beispiel erfahren wir jeden Tag per „Oma-und-Opa-App“, wie es unseren Enkeln geht, sogar mit Bild und Ton. Längst ist ja aus dem Telefon ein Multifunktionsgerät geworden. Das ist für junge Leute eine Selbstverständlichkeit. Zu meiner Jugendzeit, also vor gut 60 Jahren, war das noch völlig anders. Ein Telefon gab es nur in wenigen Haushalten, ansonsten war man auf Telefonzellen oder in Notfällen auf das Entgegenkommen des nächsten Kaufmanns angewiesen. Jederzeit Kontakt zu haben – davon konnte man nur träumen. In jener Zeit galt es als etwas ganz Besonderes, dass Gott jederzeit zu sprechen sei. Sogar eine Telefonnummer Gottes machte die Runde: 50 15. Das ist ein Hinweis auf Psalm 50 Vers 15. Da sagt Gott: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen. Mit anderen Worten: Gott ist jederzeit zu sprechen, und das ohne Telefon, einfach so. Man nennt das Beten. Gerade in diesen Corona-Zeiten ist es gut, sich an Gott wenden zu können. Wenn einen die Sorge um die Gesundheit quält, wenn einem die Kontaktbeschränkungen auf den Wecker gehen, wenn Zukunftsängste den Schlaf rauben. Gott ist jederzeit zu sprechen, auch und gerade in Krisenzeiten wie der jetzigen Pandemie. Dafür brauchen wir keine E-Mail-Adresse und keine App, es genügt eine Telefonnummer: 50 15. Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, sagt Gott in Psalm 50 Vers 15.


Bärbel Fünfsinn, 1962, Theologin und Sängerin, war lange Zeit als Lateinamerikareferentin in der  
ev. Nordkirche in Hamburg und arbeitet nun als Lehrerin Foto: Matthais Grosse

Bärbel Fünfsinn ist gerade aus Kolumbien zurück gekommen, da beginnt in Deutschland und Weltweit die Corona-Krise. Jeden Tag denk sie an die Freund in Kolumbien, ihre Gedanken sind dort und die Sorge wie es ihrer Freundin Ulrike und Menschen in Kolumbien geht, wächst. Sie berichtet und ruft auf zur Hilfe.

Die Ewige ist mein Licht- CD

Die Ewige ist mein Licht- CD – hören Sie hier den Titelsong

Die CD: Die EWIGE ist mein Licht, morderne und alte Psalmen, gibts es bei ihr zu bestellen für 15€,

www.baerbelfuenfsinn.com

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Also, der letzte Mensch, dem ich vor der Corona-Krise mit Maske begegnete, das war mein Arzt bei einer Untersuchung. Masken, das hieß bis dahin krank sein, heute heißt es Schutz vor dem Nicht-krank-werden.

Kaum ein anderes Kleidungsstück hat solch eine Karriere gemacht- leider vor traurigem Hintergrund- wie die Maske, der Mund-Nasenschutz oder kurz MNS. Bis vor der Corona- Krise noch dem medizinischen Bereich hauptsächlich vorbehalten oder der Halbleiterproduktion zum Beispiel, trägt heute jeder eine Maske, ein Stück Textil für jedermann, so viele, teils bunte, kreative Varianten.

Eine geheimnisvolle Aura verleihen diese Masken sicher nicht, so wie jene faszinierenden venezianischen Masken, die eine aufwändig prächtige Gestaltung haben, kostbar sind und seit eh und je die Anonymität wahren sollten, also das ganze Gesicht bedecken. Seit dem späten Mittelalter gibt es sie schon, sie gehen zurück auf das italienische Laientheater „Commedia dell‘ Arte“. Noch viel spannender sind afrikanische Masken. Jede Kultur, jeder Stamm, hat hier seine eigenen Masken. Ganz unterschiedlich sind sie, je nach Anlass: ob zu Festen oder Familienfeiern oder bei religiösen Zusammenkünften. Mit diesen oft aus Holz gefertigten, regelrechten Kunstwerken, sollen Götter oder Ahnen angerufen werden. Der Beruf eines Maskenbildners sei ein sehr angesehener, so heißt es, viel müsse er über die spirituellen Hintergründe jedes Stammes wissen und natürlich auch sehr begabt sein.

Heutige Masken sind in der Regel weiß und nicht blau, wie in der Operette „Die Maske in Blau“ aus dem Jahre 1937. Noch attraktiver der gleichnamige Film von 1952 mit Marika Rökk und Paul Hubschmid. In diesem Hin- und Her- Verwirrspiel, der Liebelei zwischen dem Kunstmaler Cellini und dem Revuestar Juliska Varadi lassen die Protagonisten erst spät die Masken fallen, klärt sich bis dahin Verborgenes. Es ist eben das Wesen einer Maske: das Gesicht, die Mimik, die Person und deren Gefühlslage oder Absicht zu verbergen. Und nun Schutz der Gesundheit.

Manche Masken jedoch haben alles andere im Sinn, als das Gesicht zu verbergen, ganz im Gegenteil, sie wollen das Gesicht verschönern, Fältchen glätten, die Haut durchbluten und reinigen oder einfach nur der Entspannung dienen.  Gesichtsmasken in der Kosmetik enthalten in der Regel intensivere Inhaltsstoffe, als andere Pflegeprodukte. Viele lassen sich einfach selbst herstellen: Kaffee, Kakao oder Honig, eine Avocado, ein Naturjoghurt…..was für ein Wohlgefühl.

Wer übrigens vor und nach Corona keine Maske benötigt, weil er schon eine im Namen hat, das ist Henry Maske.

Und letztlich ist manchmal das Tragen von Masken auch ganz schön erfolgreich und geradezu Gänsehaut erregend: Der „Frosch mit der Maske“, das war der erste deutschsprachige Edgar Wallace Film der Nachkriegszeit, 1959 kam er in die Kinos und 3,2 Millionen Besucher hatte er.

Karl-Heinz Cottmann
Karl-Heinz Cottmann, Enger
Musiklehrer

Karl-Heinz Cottmann erinnert sich an eine Feststellung aus dem Buch „Der Lärm der Zeit“, von Julian Barnes, auf Seite 168.

Umschlag vom Buch "Der Lärm der Zeit"
Umschlag vom Buch „Der Lärm der Zeit“

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Er thematisiert die Lebens- und Arbeitsbedingungen eines Künstlers in einer Diktatur, besonders in der Zeit des Stalinismus.

Der Roman ist in drei Teile gegliedert. In jedem Teil wird eine konkrete Situation als Rahmenhandlung geschildert, die den Ausgangspunkt für Schostakowitschs Erinnerungen und Reflexionen bietet:

Im ersten Teil Auf der Treppe wird eine Situation aus dem Jahr 1936 geschildert: Nachdem Schostakowitschs Oper Lady Macbeth von Mzensk auf das Missfallen Stalins stieß und er zum Volksfeind erklärt wurde, wird er außerdem beschuldigt, Mitwisser einer Verschwörung gegen Stalin zu sein. Er erwartet jede Nacht, von der Geheimpolizei (Beamten des NKWD) festgenommen zu werden. Um seiner Frau und seiner kleinen Tochter zu ersparen, dies mitzuerleben, wartet er jede Nacht vor der Tür seiner Wohnung auf seine Festnahme, zu der es aber nicht kommt. (Quelle: Wikipedia)

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

Nach dem  Lockdown im März gehen wir nun Schritt für Schritt in unser Leben zurück. Es wird anders sein, zumindest am Anfang. Denn viele stehen auf verlorenem Posten – konfrontiert auch mit verlorenen Illusionen. Geschäfte sind geplatzt, Beziehungen vielleicht zerbrochen. Da es wenig Zeit zum Ausgehen aber viel Zeit zum Lesen gab, hat Angelika Hornig sich an Honoré de Balzac erinnert, den französischen Autor, dessen Geburtstag sich vor einigen Tagen zum 210. Mal jährte und noch einmal dessen Roman „ Verlorene Illusionen“ gelesen.

Gerd Knuth, Mangement des Coro Gospel de Cuba,
Gerd Knuth, Mangement des Coro Gospel de Cuba

Hier lese ich es gerade: From Servant To Savior

Die Radisson Hotelkette und die Hawai’i Hotel Association haben Racasa, 52als Mitarbeiter des Jahres ausgezeichnet. Der Artikel in der Zeitung Hawaii News Now ist nicht ganz frisch – und eigentlich, was ist an dieser Auszeichnung so wichtig?

Die Überschrift macht neugierig. Also lese ich weiter.

Racasa sei ein Mann der wenigen Worte, wenn er über sein Geschenk an Walter Nishioka spricht. Der gebürtige Philippiner sagte, er wolle dem Land, das ihm so viel gegeben habe, „etwas zurückgeben“.

Die Mitarbeiter zeigen sich von Racasas Großzügigkeit nicht überrascht. Der Generaldirektor des Hotels Prince Waikiki – Honolulu erklärt, Racasa habe ein phänomenales Talent dafür, sich die Namen der Kunden, ihre Herkunft und ihre üblichen Bestellungen zu merken.

Das wußte offenbar auch Walter Nishioka aus eigener Erfahrung, und dass der Service in dem Hotel auf Hawaii gut war; er brunchte jeden Mittwoch dort. Wie gut er wirklich war, stellte er fest, als ihm etwas angeboten wurde, das definitiv nicht auf der Speisekarte stand – die Niere des Kellners!

Was war geschehen?

Nishioka war ein ortsansässiger Geschäftsmann um die siebzig und er war schwer nierenkrank. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass er dringend eine Spenderniere brauche. Er hatte schon fast aufgegeben, ein passendes Organ zu finden, als der Kellner, Jose Rocasa, ihm eine seiner Nieren anbot.

Nishioka sagte, „Ich hatte nicht mehr viel Zeit und die Ärzte sagten, es sei unwahrscheinlich, dass ich rechtzeitig einen geeigneten Spender finden würden. Aber mit diesem guten Mann hier und mit viel Hilfe von oben, lebe ich und es geht mir gut.“

In den zweiundzwanzig Jahren, die Walter Nishioka das Hotel besuchte, wurde er immer von Jose Rosaca bedient. Rocasa erinnerte sich, dass er immer freundlich und liebenswürdig gewesen war – und großzügig Trinkgeld gab. „Ich wollte ihm einfach helfen“, sagte er. „Jahrelang hatten wir diese Art Freundschaft, in der er zum Lunch kam und ich mich um ihn kümmerte und dafür sorgte, dass er sich wohl fühlte. Und er behandelte mich im Gegenzug immer freundlich. Da sage ich natürlich, „Machen Sie sich keine Sorgen – Sie können eine von meinen Nieren haben.“

Nach den Operationen sagt die Hotelleitung: „Wir unterstützen Jose, indem wir ihm so viel Zeit geben, wie er braucht. Jetzt ist er etwa einen Monat lang beurlaubt, und wenn er mehr Zeit braucht, geben wir ihm alle Zeit, die er dafür braucht.

Jetzt werden diese beiden Männer mehr Zeit haben, sich gegenseitig kennen zu lernen.

Walter Nishioka ergänzt: „Er ist wie mein Bruder. Nun, jetzt bin ich Japaner, jetzt bin ich halb Filipino.“

Rosaca  bleibt gelassen „Ich glaube, jeder kann es schaffen, das richtige Timing im richtigen Moment“

Michael Göcking
Michael Göcking, Pfarrbeauftragter in Wellingholzhausen

Sophie Scholl glaubte zunächst wie ihr zweieinhalb Jahre älterer Bruder Hans Scholl an das von den Nationalsozialisten propagierte Gemeinschaftsideal und trat 1934 dem Bund Deutscher Mädel (BDM) bei. Sie engagierte sich für ihre Jungmädel-Gruppe und wurde Scharführerin.
Sophie veranstaltete wie ihr Bruder Mutproben und Härtetests, um sich und den anderen das Äußerste abzuverlangen. Später wandte sie sich von den Jugendorganisationen der NSDAP ab. Nach dem „Reichsparteitag der Ehre“ 1936 nahm sie zusammen mit ihrem Bruder Hans am Gruppenleben der Deutschen Jungenschaft vom 1. November 1929 (kurz „dj.1.11“) teil, einem von Eberhard Koebel gegründeten Jugendbund, der in der Frühphase des Dritten Reiches versuchte, trotz Verbot noch weiterzuexistieren.

Von RyanHulin - Eigenes Werk

Von RyanHulin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,

Im Herbst 1937 wurde Sophie zusammen mit ihren Geschwistern für einige Stunden verhaftet, weil ihr Bruder Hans wegen fortgesetztem Engagement in der Bündischen Jugend verfolgt wurde. (Quelle: Wikipedia)

Michael Göcking hat ein paar Gedanken zum Jahrestag

Seitdem ich blind bin, und das bin ich seit 37 Jahren, treibt mich die dahinterstehende Augen Erkrankung um, manchmal auch vor sich her.

Ab und zu muss ich zum Arzt, werde immer mal wieder an einem der Augen operiert. Doch ich habe gelernt damit umzugehen und trotzdem zufrieden zu sein.

Wie das geht? Ich habe eine liebe Frau und eine große Familie.

Die Enkelkinder vermissen uns, schreiben uns elektronisch, wie gern sie bei uns wären, im Garten, auf dem Grundstück.

Meine Blindheit ist dabei kein Thema, warum auch. Jeder hat inzwischen gelernt,

damit umzugehen. Nur ich selbst bin ab und zu traurig, frustriert,

weil die Krankheit mich einfach nicht loslässt.

Aber dann ruft meine Frau, und es gibt wichtigeres zu tun,

als über meine Schwächen zu grübeln und sich zu grämen.

Jetzt sind meine Stärken gefragt!

Am besten hilft mir dabei gegen den Frust,

ein Buch nach dem anderen zu schreiben.

Dies habe ich für mich rechtzeitig nach der Erblindung entdeckt,

seitdem ich in meinem Beruf nicht mehr arbeiten kann.

Also schreibe ich und die Zeit vergeht, und die Familie wächst weiter.

So weiß ich auch, wer meine Bücher demnächst einmal lesen wird:

meine Kinder und meine Enkel. Dafür lohnt sich fast jede Mühe.

Kürzlich fiel mir ein Gedicht ein, dass meine Situation

trotz aller Mühen und die Gesundheit knapp zusammenfasst.

Hier ist es: