Michael Wehrmeyer
Pastor von St. Matthäus Melle und Dechant im Dekanat Osnabrück-Süd

30 Jahre bin ich nun im kirchlichen Dienst. Aber das habe ich noch nicht erlebt: Dass ich über Wochen keinen Gottesdienst feiern kann. Auch an diesem Wochenende wird es wieder so sein. – Corona sei`s gedankt!

Keine Frage: Die Maßnahme ist sinnvoll! Wenn alle anderen auf Abstand gehen, können wir im Gottesdienst nicht das Gegenteil tun! Dabei täte Gemeinschaft gerade jetzt gut – die Vergewisserung, dass man nicht alleine steht.

Doch Gemeinschaft kann man auch in diesen Tagen erfahren. Ich bin fasziniert, wie kreativ Menschen sind und welche Angebote zurzeit entstehen. Auch für die, denen ein geistlicher Impuls wichtig ist: Andachten an Kirchentüren gehängt oder ausgelegt. Gebete, Predigten, Videobotschaften ins Netz gestellt. Angebote verschiedenster Art. Und sie werden abgerufen ohne Ende. Geistliches mal auf anderen Wegen erleben. Geistlich, im Geiste miteinander verbunden sein – das ist es, was jetzt zählt.

Eine besonders schöne Aktion ist – wie ich finde – für den Karsamstag geplant: Um 20.30 Uhr werden an vielen Orten die Glocken läuten – in ökumenischer Verbundenheit. Sie laden die Menschen ein, zu Hause innezuhalten, im Gebet verbunden zu sein. Vorbereitete Andachten werden in den kommenden Tagen in den Kirchen ausliegen oder über das Internet abrufbar sein. Als Einstimmung auf das Osterfest ist das gedacht.

Und alle, die teilnehmen, werden eine Kerze ins Fenster stellen. – Sichtbares Zeichen: Du betest und bist nicht allein!

Ich hoffe, dass viele mitmachen.

Auch so kann man Gemeinschaft erfahren, miteinander verbunden sein!

Als Pastor i.R. war ich in den letzten Jahren nicht nur „in Ruhe“, sondern vor allem sonntags „im Reisedienst“ in verschiedenen Gemeinden. Über meinem Terminplan steht  schon immer das Bibelwort aus dem Jakobusbrief 4,17 „Wenn der Herr will, werden wir  leben  und dies oder das tun.“. Im Zusammenhang dieses Satzes ist von Leuten  die Rede, die  ihre Geschäftsreisen planen. Denen hält Jakobus entgegen „ihr wisst nicht, was morgen sein wird.“  Aber was morgen sein wird, steht doch für alle aktiven Leute im Terminkalender.

Obwohl ich kein Geschäftsmann und auch nicht mehr berufstätig bin, bekam ich in den letzten Wochen viele Absagen. Gottesdienste, die lange im voraus vereinbart wurden, mussten wegen der Coronakrise  ausfallen. Kürzlich bekam ich die Email von einem Paar, das ich vor 25 Jahren getraut hatte und in einigen Tagen mit vielen Gästen seine Silberhochzeit feiern wollte. Sie schreiben: Wir hatten lange gehofft, aber nun müssen wir leider schweren Herzens die Feier absagen. Vermutlich kennen Sie ähnliche Absagen auch aus Ihrem persönlichen Umfeld.  Wie hält man das aus? Wie geht man damit um?

Mir ist in diesen Tagen der Krise und der vielen Absagen ganz neu wichtig geworden, dass es eine Zusage gibt, die nicht abgesagt wird. Eine Zusage, die Jesus, der Sohn Gottes schon vor

rund 2000 Jahren seinen Freunden, die ihm vertrauen zum Abschied gesagt hat: „Siehe, ich

bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende.“  Jesus will Ihnen nahe sein an allen Tagen, gerade auch in diesen schweren Tagen. Er ist nur ein Gebet weit entfernt.

Lothar Leese

Christine Hölscher - Kath. Pfarreiengemeinschaft St. Clemens und St. Jakobus d. Ältere
Christine Hölscher, Pfarrbeauftragte, Kath. Pfarreiengemeinschaft St. Clemens und St. Jakobus d. Ältere

An diesem 5. Fastensonntag steht in der katholischen Kirche ein biblischer Text aus dem Johannesevangelium im Mittelpunkt, die Auferweckung des Lazarus. Lazarus lebt mit seinen Schwestern Marta und Maria in Bethanien, in der Nähe von Jerusalem. Schon 4 Tage liegt er im Grab, als Jesus endlich kommt … und dann das Wunder!

Christine Hölscher spricht an diesem Sonntag darüber und schlägt den Bogen in unsere Zeit

Die vollständige Ansprache können Sie hier hören:

Vollständige Ansprache
St. Jakobus d. Ältere, Glane
Gerd Knuth, Mangement des Coro Gospel de Cuba,
Gerd Knuth, Mangement des Coro Gospel de Cuba

Gedanken zum Tag von Gerd Knuth, Bielefeld

Pred 7,14 Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.





Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge
Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge und langjähriger Redakteur bei der evangelischen Wochenzeitung Unsere Kirche

In diesen Corona-Zeiten sind viele Geschäfte und öffentliche Einrichtungen geschlossen, ebenso kirchliche Gebäude. Hinweise an den Türen machen darauf aufmerksam und bitten um Verständnis. An einem Gemeindehaus meiner Kirchengemeinde hängt außerdem ein Blatt mit einem Bibelvers, der wunderbar in diese aufgeregte Zeit passt. Er lautet: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Besonnenheit in aufgeregten Zeiten von Corona-Pandemie und Corona-Panik. Besonnenheit ist gefragt, wenn Sorgen und Ängste die Menschen quälen. Und wir brauchen Kraft, um nicht wegen angeordneter Bewegungs- und Kontakteinschränkungen zu verzagen. Manche Menschen empfinden die Aufforderung, zu Hause zu bleiben, als eine Zumutung. Doch was ist der Aufenthalt in der eigenen Wohnung im Vergleich zu einer Haftzelle. Der Apostel Paulus, von dem der Satz an der Gemeindehaustür stammt, hat ihn im Gefängnis in Rom geschrieben. In dieser mehr als ungemütlichen Situation schreibt er in einem Brief diesen Satz: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Paulus war kein Übermensch, sondern ein Mensch mit Gottvertrauen. Er setzte nicht auf seine eigene Stärke, sondern auf die Kraft Gottes. In einem anderen Brief hat Paulus geschrieben: „Ich bin guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen.“ Und dann fügt er noch die paradoxe und starke Aussage hinzu: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ Das war keine steile philosophische Aussage von Paulus, sondern seine Lebens- und Glaubenserfahrung.

Ich verstehe den Paulus so: Gerade, wenn wir schwach sind, wenn Fragen, Sorgen und Ängste uns quälen, will Gott uns stark machen. Und besonnen. Und fähig zur Nächstenliebe. Auch und gerade in Krisenzeiten.

Vielen Dank für die Bibelstelle an der Gemeindehaustür!

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Wer hätte das vor wenigen Wochen gedacht, dass unser Leben sich so grundlegend verändern könnte, dass wir gezwungen sind, gewohnte Strukturen zu verlassen und erst einmal von lieb gewonnenen Gewohnheiten uns verabschieden, ja oftmals den Job, die Arbeit ruhen lassen zu müssen. Das trifft viele Menschen hart, manche haben jetzt Existenzängste, andere wiederum sind verunsichert, weil sie gar nicht wissen, was sie mit ihrer ‚neuen Zeit‘ anfangen sollen. Wieder andere empfinden große Einsamkeit, fühlen sich allein gelassen, weil plötzlich die Menschen aus ihrem gewohnten Alltag nicht mehr da sind. Der Staat zeigt sich stark, aber: die eigentlich Starken, das sind wir alle, wir, die wir letztlich damit fertig werden müssen und lernen müssen damit umzugehen. Wie lange, das weiß im Moment niemand
„Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“ – Das soll Martin Luther gesagt haben. Wieviel Optimismus liegt darin! Lassen wir uns davon anstecken. Ich habe das in den letzten Tagen an mir selbst erlebt: wenn man erst einmal die Tatsachen, die sich draußen vor der Haustür jetzt abspielen akzeptiert, Tatsachen, die einfach unabänderlich sind zur Zeit, dann fallen einem plötzlich tausend Dinge ein, die man immer schon tun wollte, eine Schublade aufräumen, einen Brief schreiben, Fotos sortieren, ein Buch lesen oder ein gutes Konzert hören, die Ruhe, die Entspannung, die Zeitlosigkeit einfach zulassen. Versuchen sie es doch einfach einmal. Belasten sie sich nicht zu sehr mit all den auf uns herabprasselnden Nachrichten, schaffen sie sich ihre eigenen Aufgaben, kleine neue Ziele, wenn die geplanten nun gestrichen wurden, machen sie ihren Balkon hübsch, wenn schon die Reise auf eine Insel nicht möglich ist, lassen sie die Trauer über Unmögliches nicht zu, aber machen sie alle Herzenstüren weit auf für all das, was möglich ist.

Ich erinnere mich gern in einer solchen Situation an meinen Vater, der Chemiker war und Hobbyorganist. Als er pensioniert wurde, erfolgte wenige Jahre später eine Bein-Amputation aufgrund seiner Diabetes, mit dem Orgelspielen war es dann auch aus. Tiefe Traurigkeit, eine Zeit lang. Als ich ihn dann eines Tages besuchte, sagte er, komm mal mit auf den Balkon. Dort standen rund 10 kleine Blumentöpfchen, beschriftet mit den Kernen, die er gepflanzt hatte, Apfel, Apfelsine, Pfirsich, Zitrone, Sonnenblumen, ich weiß es nicht mehr, war aber überrascht. Mein Vater und Blumentöpfe? Woran ich mich aber erinnere, das ist sein glückliches, optimistisches Gesicht, denn jeden Tag schaute er mit Ende 70 nach seinen Blumentöpfen, las plötzlich viel über Pflanzen und Anbau, und war stolz wie Bolle, als das erste zarte Grün herauskam.
Lassen sie es uns auch so machen: Hoffnung und Glauben, das sind zwei starke Kräfte, ich möchte in diesen Tagen eine dritte hinzufügen: die Kreativität, das auf das Leben neugierig bleiben. Passen Sie gut auf sich auf!

Schabbatleuchter, zwei Kerzen, mit denen Juden den Schabbat begrüßen

Schabbatleuchter, zwei Kerzen, mit denen Juden den Schabbat begrüßen

Wie können wir den Sabbattag heiligen? Andreas Laqueur erzählt von einer kleinen jüdischen Gemeinde in Berlin und ihrer Antwort auf diese Frage zu Corona-Zeiten.


Ein Beitrag von Andreas Laqueur, Berlin