Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR und Leiterin des Evangelischen Rundfunkreferates NRW in Düsseldorf.
Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR und Leiterin des Evangelischen Rundfunkreferates NRW in Düsseldorf.

Die „Kleinen“ Dinge sind es, die in dieser Zeit auffallen.
Besonders schöne Erlebnisse und Erkenntnisse hatte Petra Schulze diese Ostern in Lemgo.

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

 

 

Auch in den Zeiten von Corona gilt, dass man seine Manieren nicht vergessen sollte. Damit ist nicht nur ein rüder Umgangston gemeint, sondern auch die Manieren, die wir zuhause pflegen, selbst wenn wir im Home-Office, wenn wir allein sind. Das fängt bei Tisch an, denn der Mensch ist, was er isst, sagt Anselm Feuerbach. Bleibt anzufügen, dass, wie er isst, zeigt, wer er ist.

Angelika Hornig hat in die Welt der Literatur und Kulturgeschichte geschaut, denn Zeit zum Lesen ist genug vorhanden.

Petra Schulze
Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR und Leiterin des Evangelischen Rundfunkreferates NRW in Düsseldorf.

Die Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR und Leiterin des Evangelischen Rundfunkreferates NRW in Düsseldorf, Petra Schulze, erzählt von einer besonderen Frau.

Pauline Christine Wilhelmine zur Lippe (geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg, seit 1796 Fürstin zur Lippe; * 23. Februar 1769 in Ballenstedt; † 29. Dezember 1820 in Detmold) war von 1802 bis 1820 Regentin des deutschen Fürstentums Lippe und gilt dort als eine der bedeutendsten Herrscherinnen von Lippe. Sie hob am 1. Januar 1809 durch fürstliche Verordnung die bis dahin bestehende Leibeigenschaft der Bauern auf, bewahrte die Selbstständigkeit Lippes und bemühte sich um eine Verfassung, mit der die ständische Ordnung aufgebrochen wurde. Im kollektiven geschichtlichen Bewusstsein der lippischen Bevölkerung rangiert jedoch ihr soziales Engagement an erster Stelle.[1] Sie gründete die erste Kinderbewahranstalt in Deutschland, eine Erwerbsschule für verwahrloste Kinder, ein freiwilliges Arbeitshaus für erwachsene Almosenempfänger und eine Pflegeanstalt mit Krankenstube. (Quelle; Wikipedia)

Andreas Laqueur, Berlin

Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten?
von Andreas Laqueur, Berlin

Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten? So wird heute Abend wieder gefragt, wie traditionell in jedem jüdischen Haushalt zum Sederabend am Beginn des Passahfestes.
An allen anderen Abenden essen wir Gesäuertes und Ungesäuertes, heute nur Ungesäuertes. So lautet die klassische Antwort. Und auf dem Teller liegen die Matzot, die ungesäuerten Brote, die an den eiligen Aufbruch aus der Sklaverei Ägyptens erinnern.

Dieses Jahr unterscheidet sich die Nacht aber auch von allen anderen Sederabenden der vergangenen Jahre. Immer zum Sederabend am Beginn des Passahfestes versammelten sich Großeltern, Eltern und Kinder, Onkel und Tanten, Cousins and Cousinen zu einer großen fröhlich-festlichen Familienrunde.

Heute Abend sitzen meist nicht mehr als zwei an einem Tisch, Enkel sollen ihre Großeltern nicht besuchen und Kinder nicht ihre Eltern. An vielen Tischen sitzen Menschen ganz allein. Wer stellt nun die klassischen Fragen: Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen Nächten. Sonst ist das immer die Aufgabe des jüngsten Kindes am Tisch. Und heute?

Über Videokonferenzen kommen heute viele Familien und Gemeinden zusammen. Natürlich ist das nicht dasselbe, aber vertraute Gesichter und Stimmen von lieben Menschen sind zugegen. Wirklich allein muss niemand bleiben an diesem Sederabend zum Beginn des Passahfestes. Ein Kelch mit Wein steht immer zusätzlich auf dem Tisch, der Kelch für den Propheten Elia. Er ist der Vorbote des Messias. Er ist eingeladen und er kommt unerkannt aber er kommt. Ein Wunsch schließt den Sederabend ab: Nächstes Jahr in Jerusalem – und ein Wunsch kommt in dieser Nacht dazu: Nächstes Jahr wieder in der feierlich-fröhlichen Familienrunde, ob in Jerusalem oder Berlin

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Die Corona- Krise rufe unsere tiefsten Ängste hervor, aber sie zeige auch das Beste in uns allen, so formulierte es Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in dieser Woche. Tatsächlich: es gibt erstaunlich viele Meldungen über Hilfsangebote, besonders junge Menschen engagieren sich in vielen Bereichen, da ist einer für den anderen da. Kreatives Miteinander, unbürokratische Lösungen finden, Helfen überall. Aber neben diesem „Besten“ ruft die Krise auch sicher einige üble Seiten in uns hervor: die Ausgangsbeschränkungen führen zu Unzufriedenheit, zu sozialen Konflikten, zu Streitigkeiten, plötzlich ist die ganze Familie beisammen, Schulen geschlossen, der Vater im Homeoffice, die Mutter überlastet, oder umgekehrt, das birgt Sprengstoff. Beratungsstellen melden vermehrten Bedarf an Gesprächen, die Telefonseelsorge ist gefragt wie nie, häusliche Gewalt nimmt zu, Experten befürchten eine steigende Zahl von Suiziden. Ich denke, dass wir bei all dem gerade das „Beste“ in uns allen leider vergessen, wir vergessen, dass wir ein Leben geschenkt bekommen haben, dass es Zufriedenheit auch ohne Reichtum gibt, dass Kinder das Wertvollste sind, was ein Leben ausmachen kann und man gerade sie nicht in Streit, Ungeduld, Zwistigkeiten, eigenen negativen Momenten ertrinken lassen darf. Kinder haben ein Recht auf Liebe und Sorge, sie haben ein Recht darauf, von ihren Eltern umsorgt, angeleitet und behütet in dieses Leben geführt zu werden, da nützt kein Schimpfen auf den geschlossenen Kindergarten, Kopfschütteln über gesperrte Kinderspielplätze und Fluchen, dass die Kita verschlossene Türen hat. Ich darf Kinder nicht für die Krise und die damit für mich selbst verbundenen Probleme verantwortlich machen. Partner und Kinder sind alles andere als Sündenböcke für diese Krise.

Margot Käßmann sagte einmal, wir können nie tiefer fallen als in Gottes Hand, ich habe meiner Tochter immer gesagt sie könne nie tiefer fallen als in Mamas Hände. Nicht nur allein die Alten und Schwachen sind zur Zeit die Betroffenen, die unter sozialem Abstand, unter Kälte und Isolation leiden, es sind genauso die Kinder und Heranwachsenden, selbst wenn man sie manchmal -je nach Alter gern an der Garderobe abgeben würde. Sie wurden in diese Welt geboren und haben es einfach nicht verdient, dass sie Sündenböcke werden für die elterlichen, beruflichen Schwierigkeiten, für einen Kleinkrieg zu Hause, für Gewalt,     sie   sind   die    falschen    Adressaten.

Aber vergessen dürfen wir nicht, dass es viele Familien gibt, die Sorgen haben, große Sorgen, die sicher lieber zuhause blieben bei den Kindern, aber der Job für den Unterhalt der Familie reicht einfach nicht. Es ist eine gesellschaftliche und politische Schande, dass die Schere in unserer Gesellschaft immer weiter auseinandergeht, astronomische Gehälter für Fußballer, Gagen für Stars, Boni für Manager. Dass Millionen und Milliarden für die Bekämpfung dieser Corona- Krise ganz plötzlich und unkompliziert vorhanden sind, aber nicht einmal im Ansatz für den Abbau sozialer Ungerechtigkeiten oder die Rettung unserer Klima-Probleme, ganz nach dem Motto, das, was in 100 Jahren ist, das geht uns nichts an, das lässt doch aufhorchen, aber: all das geht uns etwas an, weil es die Welt unserer Kinder sein wird.

Wenn der Bundespräsident sagt, diese Krise bringe das Beste in uns zutage, dann hoffe ich, dass dazu auch gerechteres Denken, eine stärkere soziale Empathie, eine größere Chancengleichheit gehören und: ein Zusammenleben, das von mehr Fairness gezeichnet ist. Diese Möglichkeit zur Weichenstellung haben Politiker mehr denn je in Händen. Selbst wenn wir alle im Moment großen Abstand voneinander halten müssen, sollten wir uns näher beieinander fühlen als noch vor Wochen.

Passen sie gut auf sich auf

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

Abwarten und Tee trinken kann in Krisenzeiten eine ganz gute Taktik sein. Dabei mag man seinen Tee aus dem Teepott schlürfen oder ihn stilvoll nachmittags um Five O´Clock  trinken – Any time is teatime, meint Angelika Hornig.

Michael Wehrmeyer
Pastor von St. Matthäus Melle und Dechant im Dekanat Osnabrück-Süd

30 Jahre bin ich nun im kirchlichen Dienst. Aber das habe ich noch nicht erlebt: Dass ich über Wochen keinen Gottesdienst feiern kann. Auch an diesem Wochenende wird es wieder so sein. – Corona sei`s gedankt!

Keine Frage: Die Maßnahme ist sinnvoll! Wenn alle anderen auf Abstand gehen, können wir im Gottesdienst nicht das Gegenteil tun! Dabei täte Gemeinschaft gerade jetzt gut – die Vergewisserung, dass man nicht alleine steht.

Doch Gemeinschaft kann man auch in diesen Tagen erfahren. Ich bin fasziniert, wie kreativ Menschen sind und welche Angebote zurzeit entstehen. Auch für die, denen ein geistlicher Impuls wichtig ist: Andachten an Kirchentüren gehängt oder ausgelegt. Gebete, Predigten, Videobotschaften ins Netz gestellt. Angebote verschiedenster Art. Und sie werden abgerufen ohne Ende. Geistliches mal auf anderen Wegen erleben. Geistlich, im Geiste miteinander verbunden sein – das ist es, was jetzt zählt.

Eine besonders schöne Aktion ist – wie ich finde – für den Karsamstag geplant: Um 20.30 Uhr werden an vielen Orten die Glocken läuten – in ökumenischer Verbundenheit. Sie laden die Menschen ein, zu Hause innezuhalten, im Gebet verbunden zu sein. Vorbereitete Andachten werden in den kommenden Tagen in den Kirchen ausliegen oder über das Internet abrufbar sein. Als Einstimmung auf das Osterfest ist das gedacht.

Und alle, die teilnehmen, werden eine Kerze ins Fenster stellen. – Sichtbares Zeichen: Du betest und bist nicht allein!

Ich hoffe, dass viele mitmachen.

Auch so kann man Gemeinschaft erfahren, miteinander verbunden sein!