Bertold Becker - Pfarrer der Evangelich-Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld
Bertold Becker – Pfarrer der Evangelich-Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld

Frohe Pfingsten!
Pfingsten – das ist ein Fest, das die Frage nach dem Geist stellt:
Was beseelt mich?
Was erfüllt mich?
Was macht mir Mut – und gibt mir Zuversicht und Hoffnung?
Welche Kraft lässt mich fühlen, dass ich ein Teil von einem Ganzen bin… gebraucht,
gewollt, willkommen?
Ich stehe hier in der Reformierten Süsterkirche in Bielefeld.
Die Kirche ist anders gestaltet als sonst: Stühle stehen mit Abstand im Raum.
Nur jede zweite Bankreihe lädt zum Sitzen ein. So ist dafür gesorgt, dass wir Distanz
halten und Gottesdienste in Corona-Zeiten feiern können.
Wir haben in der Kirche am Anfang einzelne Stühle auf Abstand gestellt…
Doch irgend etwas war daran falsch. Es wirkte so merkwürdig, dass wir jetzt fast alle
Stühle als Zweierplätze eingerichtet haben.
Zwei nebeneinander, in den Bankreihen drei oder mehr Plätze – das sieht jetzt ehr nach
Gemeinschaft aus. Wenn jemand alleine sitzt, deutet der leere Stuhl daneben an, dass sie
– oder er doch nicht ganz alleine ist.
Ganz alleine geht in der Kirche irgendwie nicht!
Und nur paarweise sitzen – oder in kleinen Gruppen – das geht irgendwie auch nicht.
Denn Kirche steht dafür, dass wir nicht alleine sind, selbst, wenn wir alleine, oder als
Paar, oder als Familie kommen und wieder gehen.
Kirche steht für eine Gemeinschaft, die mehr ist, als sie ist.
Wenn am Pfingstsonntag 50 Menschen in dieser Kirche Gottesdienst feiern – mehr geht
unter Corona-Bedingungen nicht – dann ist diese Gemeinschaft Sinnbild ist für etwas, das
viel mehr ist, viel weiter, viel freier, viel offener und viel umfassender.
Im Gottesdienst geht es um eine Gemeinschaft, die eigentlich nicht sichtbar ist – und
doch sichtbar wird an den Menschen die kommen – und Stuhlgruppen, die vereinzelt im
Raum stehen.
Die Gemeinschaft ist nicht identisch mit denen, die hier sind, sie weist über sie hinaus.
Sie verweist auf den Geist, der hier zusammenführt – auf die Idee, warum Menschen
kommen – und miteinander feiern, und Nähe suchen, die mehr ist als das, was ist…
***
Was beseelt?
Was erfüllt?
Wofür steht die Kirche, wofür brennt sie?
Was treibt sie an und macht sie aus?
Die Antwort ist einfach:
Der Geist Jesu erfüllt!
Es ist der Geist von dem, der sagt:
„Selig die Trauernden – sie werden getröstet werden.
Selig die Gewaltlosen – sie werden das Land erben.
Selig, die Frieden stiften – sie werden Söhne und Töchter Gottes genannt werden.“ (Mt
5,2ff)

Gerd Knuth, Mangement des Coro Gospel de Cuba,
Gerd Knuth, Mangement des Coro Gospel de Cuba

Heiliger Geist, erfülle mich heute. 
Ich möchte auf deine Herrlichkeit bedacht sein.
Führe mich Herr, ohne dich fällt es mir schwer zu atmen.
Erfülle mich, Heiliger Geist Gottes. 

Meine Seele braucht deine Festigkeit
und in dir möchte ich gegründet sein.
Ich bin auf dem Weg zur Ruhe bei dir,
mein Herz ist voller ungetrübter Dankbarkeit

Was für ein Text. Man hat den Eindruck, da ist jemand förmlich verliebt in den Heiligen Geist. Ja, dieses Gebet stammt aus einer anderen Kultur und ist Teil eines Liedes, das uns jetzt gerade zu Pfingsten 2020 erreicht – aus Kuba – und nur in spanischer Sprache: https://youtu.be/LILiD-vFJlk

Dieses Gebet entstand nicht in einer warmen, sorgenfreien Atmosphäre. Die kubanische Sängerin Narjara leidet wie alle anderen Menschen auf der Karibikinsel unter der akuten Not. Doch sie ruft nicht zuerst um Hilfe für das alltägliche Leben, sondern wünscht sich mitten in der Krise die Erfüllung durch Gottes Geist. Das ist die zentrale Bitte zu Pfingsten.

Kuba ist hart von der Corona-Krise getroffen. Die vielen Menschen auf der Straße suchen verzweifelt nach Lebensmitteln, Toilettenartikeln, Medikamenten, fast allem. Es ist ein täglicher Kampf ums Überleben. Aber gerade jetzt inmitten einer solch schwierigen Situation und Unsicherheit werden die Gebete lauter, dass Gott seine Hilfe und vor allem seinen Heiligen Geist schickt.

Und so verwundert es nicht, dass die Sängerin einen Wunsch äußert, nämlich, dass die Menschen durch dieses Lied berührt werden und dass eine Sehnsucht entsteht, die eine Bitte bei jedem auslöst: Erfülle mich, Heiliger Geist Gottes.“

Maria Leistner
Maria Leistner, Dortmund

Maria Leistner aus Dortmund sieht nichts. Sie ist Blind und eine lebensfrohe Frau, die Halt und Sicherheit in ihrem Glauben tagtäglich erfährt.
Sie erzählt von einer toller Begebenheit, die sie gestern erlebte.

Dazu ein Bibelvers aus Johannes, Kapitel 17, 20 ff.

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.
Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war.
Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.

Bertold Becker - Pfarrer der Evangelich-Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld
Bertold Becker – Pfarrer der Evangelich-Reformierte Kirchengemeinde Bielefeld

Die Himmelfahrt Christi ist ein merkwürdiges Fest. Die alten Erzählungen graben sich nicht tief ins Herz hinein. Vielleicht können sie es auch nicht, denn viel erzählt wird eigentlich nicht. Christus, der Auferstandene, wird vor den Augen der Jünger (und Jüngerinnen) in den Himmel gehoben.
Wo, aber bitte schön, ist der Himmel?
Der Himmel ist ein Ort, der – im Bild gesprochen – alles umgibt. Er umhüllt die
Erde und schafft Raum, dass überhaupt etwas wächst und gedeiht – unter dem
Licht der Sonne und dem Regen der Wolken, die am Himmel entlangziehen.
Wenn jemand gestorben ist, dann sagen wir zuweilen den Kindern – (und auch
uns Erwachsenen): Der geliebte Mensch ist im Himmel, also aufgehoben in etwas, das wir sehen und zugleich nicht sehen. Der Himmel umschreibt hier
metaphorisch das Aufgehoben sein in Gott.
„Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir
ziehen.“
Der Wochenspruch für die kommende Woche fasst ins Auge, was mit der
Himmelfahrt möglicherweise verbunden ist: Wenn Christus in den Himmel
gefahren ist – aufgehoben in die ungebrochene Einheit mit Gott – sind wir mit ihm
ebenfalls in diese Einheit mit hineingenommen. – Wie im Himmel, so auf Erden.
Der Himmel beinhaltet neben der Nähe zugleich die Metaphorik der Distanz:
Wer im Himmel wohnt, ist woanders und nicht mehr hier. Das Andere aber ist
tatsächlich das „Ganz Andere“: Nicht greif- und fassbar. Der Himmel bleibt
Geheimnis, selbst wenn seine Nähe täglich spürbar ist.
Diese Distanz mutet uns die Himmelfahrt Christi zu.
„Wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht erschienen, was wir sein
werden. Wir wissen: Wenn es erscheinen wird, werden wir ihm gleich sein; dann
wir werden ihn sehen, wie er ist.“ heißt es im 1. Johannesbrief (1. Joh 3,2).
Wir sind schon – und wir sind´s noch nicht, weil wir erst werden, was wir sind.
Der jüdische Philosoph Ernst Bloch sagt: „Ich bin, aber ich habe mich nicht.
Darum werden wir erst“.
Himmelfahrt benennt diese Spannung von Nähe und Distanz.
Da Pfingsten noch auf sich warten lässt und erst in 10 Tagen gefeiert wird, lädt
Himmelfahrt dazu ein, Pause zu machen, abzuwarten und der Dinge zu harren, die
da kommen.
Warten – und getrost sein. Die Dinge sind noch im Werden.
Die alten Geschichten von Himmelfahrt laden die Jüngerinnen und Jünger zum
Pause-Machen ein: Esst und trinkt, teilt das Brot und den Wein, sammelt euch,
stärkt euch… Es kommt eine andere Zeit.
Dieser Hoffnung schließe ich mich an und Grüße herzlich!
Ihr
Bertold Becker

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Wir sind auf einer ostfriesischen Insel, stehen in der wunderbaren Frühjahrssonne, brav in der Schlange vor einem Einkaufsladen, ein Mann kommt und schmettert mit energischer Stimme: Ja, was ist das denn hier? Das sind ja Verhältnisse wie in der DDR, sagt er, kritisch die Schlange begutachtend. Nee, nee, sagt ein anderer, da irren sie sich aber gewaltig, hier gibt’s im Laden wenigstens was zu kaufen, hallooooo, das war damals in der DDR nicht der Fall….

Schlange stehen, wir gewöhnen uns an etwas, das dem deutschen Charakter eigentlich so gar nicht zu liegen schien bisher jedenfalls, geduldig sein, warten, rücksichtsvoll hintereinanderstehen, den Gang der Dinge abwarten, …eher nicht so des Deutschen Ding.

Wir lernen zurzeit etwas, das den Briten schon mit in die Wiege gelegt wurde: bis zur Perfektion stehen sie Schlange, einer Umfrage zufolge 1,3 Milliarden Stunden Pro Jahr, vor Toiletten, der Supermarktkasse oder am Bus. Ein Touristenführer empfiehlt gar, damit man in kein Fettnäpfchen tritt, soviel Platz zum Vordermann zu lassen, „wie sie beim Tanzen mit Großtante Hildegard halten würden.“

Die Schlange ist Symbol für so Vieles und das in vielen, vielen Kulturen auf dieser Erde, aber mit ganz unterschiedlichen Auslegungen, sie ist Symbol für Lebenskraft und Leidenschaft, besitzt heilende Kräfte, gar göttliche, sie steht für unheilvolle Macht und den Tod, wie bei dem berühmten Bildhauerwerk des Laokoon mit seinen beiden Söhnen im Kampf gegen die Phytonschlange. eine ganze Palette an Deutungen erhält die Schlange in der Traumdeutung und in der Gastronomie gilt sie als Delikatesse. Als Alptraum eher dann, wenn sie zur Blechlawine mutiert.

In der Bibel hat die Schlange den unverdient schlechten Ruf einer teuflischen Verführerin, bei den australischen Aborigines verkörpert die Regenbogenschlange den Urzustand der Natur und behütet das Wasser.

Afrika würde diese Regenbogenschlange dringend benötigen, stehen doch hier unzählige Menschen oft nach stundenlangen Wanderungen in Trockenheit und Wüste an Wasserstellen Schlange und ein Großkonzern hat nicht einmal ansatzweise ein schlechtes Gewissen, Menschen hier in großem Stil das Wasser abzugraben. Die Flaschenwasserindustrie ist ein boomendes Geschäft, so ist zu lesen, mit einem Umsatz von 16 Milliarden Dollar pro Jahr. Die Schlange von nach Wasser anstehenden Menschen, sie sollte sich in unser aller Herz eingraben und uns als Verbraucher entsprechend reagieren lassen.

In vielen Herzen ist auch das Schlangestehen aus Weltkriegen noch in Erinnerung, die Not, der Hunger, das Anstehen für ein Stückchen Brot oder Butter. Auch heute stehen wieder Menschen Schlange für Lebensmittel, heute ohne Kriegszeiten aber in reichen Nationen.

Auch Wohnungsnot schafft Schlangen: bei Wohnungsbesichtigungen werden sie immer länger.

Kreischend stehen junge Mädels Schlange bei der Auswahl zu Germany’s Next Top Model. Wir warten schon am Tag vorher brav in der Reihe aufs neue Handy, oder bewegen uns in einer bunten Schlange den Mount Everest hinauf.  Ganze vier Tage haben tausende Fans vor den Kassen in Rio de Janeiro ausgeharrt, um Karten für ein Konzert von Lady Gaga zu ergattern. Schon ein bisschen gaga, oder?

Sollte ich sie angesteckt haben mit der Lust an der Schlange, dann lesen sie einmal nach was es mit dem Marshmallow- Test auf sich hat. Wissenschaftler gaben Kindergartenkinder eine Süßigkeit und sagten, sie erhielten eine weitere, wenn sie eine bestimmte Zeit der Versuchung sie zu vernaschen widerstehen könnten. Nicht alle schafften das. Den Versuch setzte man 13 Jahre später fort, befragte die nun Jugendlichen erneut und stellte fest: jene, die damals hatten warten können, waren zielstrebiger und erfolgreicher als die anderen. Zudem vermutet man heute, dass Geduld teilweise auch durch unser Erbgut gesteuert wird.

Die Schlange vor dem Inselgeschäft hat sich aufgelöst. Aber morgen wird sie wieder neu existieren. Wie die über 3000 verschiedenen Schlangenarten weltweit.

„Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr!“ – dieser Gedanke des hl. Benedikt (480-547) mag auch gestressten Menschen unserer Zeit zu denken geben. Wahrscheinlich jeder kennt manchmal die Sehnsucht nach Einsamkeit, den Wunsch, Zeit für sich selbst zu haben, um zu reifen, Entscheidungen zu treffen, um zu erfahren, wer ich bin.
Maria Leistner (sie selbst ist blind) erfährt das „hier und jetzt“ ganz besonders beruhigend.

Dr. med. W. Baumgärtner
Dr. med. W. Baumgärtner, Melle

Dr. med. Wolfgang Baumgärtner mit einem Gedanken zu 3Mose 26,6 Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und euch niemand aufschrecke. Ich will die wilden Tiere aus eurem Lande wegschaffen, und kein Schwert soll durch euer Land gehen.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Ich habe mir vor wenigen Wochen ein uraltes Röhrenradio gekauft mit Plattenspieler. Stolz war ich, und wie, nur: der Plattenspieler leiert noch etwas, das kann behoben werden. Mit meinem Lebensgefährten saß ich abends gemütlich bei einem Glas Wein, er machte das Radio an, und nachdem sich das magische Auge schloss kam sehr deutlich WDR 2 oder 1Live, ich weiß es nicht mehr, klar und klangvoll, eine für das Alter des Radios gute Klangqualität. Aber schnell schauten wir uns an und waren uns einig: diese modernen Klänge passen einfach nicht zu einem so alten Radio, wir probierten es mit einem Klavierkonzert, schon besser und dann fiel mir ein, dass ich noch eine uralte Schallplatte mit Paul Lincke Melodien habe, dirigiert von Alfred Hause, den ich einmal in Hahnenklee kennenlernen durfte. Bei „Glühwürmchen, Glühwürmchen glimmre“ oder der „Berliner Luft“ oder „Bis morgens früh um fünfe, kleine Maus“ da war es da, dieses stimmige Gefühl, das waren die Klänge, die zu diesem alten Radio passten, es harmonierte einfach. Perfekt

So ähnlich sehe ich die Situation auch zurzeit, da klingen oftmals Töne und Worte aus Zeitung und Radio, Fernsehen und Internet, die nicht so recht passen wollen zu einem ohnehin momentan nicht ganz leichten Leben. Deutschlands größtes Boulevardblatt allen voran: da wird Angst geschürt in manchen Beiträgen und man beschäftigt man sich mit der Frage, wie Homeoffice bei Pornostars aussieht. Töne und Worte, die so gar nicht passen wollen, sind das die Dinge, die uns bewegen?

Mich überzeugen mehr die Menschen, die sich klar an Fakten halten, die keine Panik, sondern fundiertes Wissen verbreiten, die, die souverän und ruhig uns durch diese schwierige Zeit leiten, ohne politische Intentionen, ohne Geschmacklosigkeiten. Die ihren Verstand und ihr Herz sprechen lassen. Authentisch, vertrauensvoll.  Ich kann nichts anfangen mit standardisierten Äußerungen, mit Horrorvisionen, Fakenews, mit Übertreibungen. Wir haben auch keine „Helden“, die wir beklatschen, zu denen wir aufschauen müssen. Wir haben Menschen, die tatsächlich Großartiges leisten, aber statt sie zu Helden zu machen, sollten ihre Gehälter steigen, was sie schon lange ganz sicher verdient hätten!

 Es kommt also auf uns selbst an, mit wachem Verstand das richtige „Programm“ zu finden und kritisch zu filtern, jene Klänge, Töne, Worte, bei denen wir ohne Vorbehalt sagen: ja, das ist es, das glaube ich, dem vertraue ich, da stehe ich hinter. Passen sie gut auf sich auf

Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge
Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge und langjähriger Redakteur bei der evangelischen Wochenzeitung Unsere Kirche

In diesen Corona-Zeiten ist es wunderbar, wenigstens per Telefon mit den Angehörigen in Verbindung zu bleiben. Zum Beispiel erfahren wir jeden Tag per „Oma-und-Opa-App“, wie es unseren Enkeln geht, sogar mit Bild und Ton. Längst ist ja aus dem Telefon ein Multifunktionsgerät geworden. Das ist für junge Leute eine Selbstverständlichkeit. Zu meiner Jugendzeit, also vor gut 60 Jahren, war das noch völlig anders. Ein Telefon gab es nur in wenigen Haushalten, ansonsten war man auf Telefonzellen oder in Notfällen auf das Entgegenkommen des nächsten Kaufmanns angewiesen. Jederzeit Kontakt zu haben – davon konnte man nur träumen. In jener Zeit galt es als etwas ganz Besonderes, dass Gott jederzeit zu sprechen sei. Sogar eine Telefonnummer Gottes machte die Runde: 50 15. Das ist ein Hinweis auf Psalm 50 Vers 15. Da sagt Gott: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen. Mit anderen Worten: Gott ist jederzeit zu sprechen, und das ohne Telefon, einfach so. Man nennt das Beten. Gerade in diesen Corona-Zeiten ist es gut, sich an Gott wenden zu können. Wenn einen die Sorge um die Gesundheit quält, wenn einem die Kontaktbeschränkungen auf den Wecker gehen, wenn Zukunftsängste den Schlaf rauben. Gott ist jederzeit zu sprechen, auch und gerade in Krisenzeiten wie der jetzigen Pandemie. Dafür brauchen wir keine E-Mail-Adresse und keine App, es genügt eine Telefonnummer: 50 15. Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, sagt Gott in Psalm 50 Vers 15.