Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

Ein bisschen Romantik im Alltag kann nicht schaden. Doch passen Sie auf, dass Sie dabei nicht dem Blues verfallen, rät Angelika Hornig, die  über die Romantik, die Farbe Blau und den Blues in der Literatur fündig wurde.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Hommage an meinen Frisör

Seit heute habe ich ein wichtiges Date, ein Date in der ersten Maiwoche mit einem Mann, und obwohl ich diesen Mann schon seit 35 Jahren kenne, habe ich nach langen Wochen des nicht Sehens jetzt große Sehnsucht nach ihm, normalerweise sehen wir uns etwa alle zwei bis 3 Wochen für eine kurze Zeit. Es ist mein Frisör. Seit zwei Monaten haben wir uns nicht mehr gesehen und obwohl meine Familie mir aufmunternd immer wieder sagt, Mama, du kannst noch vor die Tür gehen, habe ich doch das schleichende Gefühl allmählich meinem Handfeger zu ähneln. Wir Kurzhaar- Frauen haben da doch eher Probleme…..Aber: Kein Frisör bei Corona. Furchtbar, ich weiß, es gibt absolut weitaus wichtigeres als den Frisör in dieser Krise, aber wenn wir Gesundheit, Kultur, Wirtschaft, die Arbeit und den Job in diesen Tagen nicht vergessen sollen, dann dürfen wir bitte auch einen ganz kurzen Gedanken an die eigene Schönheit verschwenden, denn ich denke, ein Aussehen, mit dem man sich wohlfühlt das gibt auch ein stückweit den ertragreichen und selbstbewussten Boden für Handeln und Denken. Mit meinem Kopf zurzeit …na ja….

Das Wort Frisör kommt aus dem Französischen, und das Verb ‚friser‘ meint kräuseln, ja, in meiner frühen Jugend, der 68er Zeit, hatte ich öfter künstliche Locken, ich erinnere mich noch an den unangenehmen Schwefelgeruch. Es war eine Tortour. Aber sah gut aus.

Ein Deutscher war es übrigens, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Dauerwelle erfand, etwa 50 Jahre zuvor hatte ein Franzose die Ondulation kreiert.

Haare hatten immer eine besondere Bedeutung, in der Mode, der Magie oder auch der Religion. Schon in der Antike glaubten Menschen, eine Haarpracht stünde mit höheren Mächten in Verbindung, Sklaven wurden die Haare abrasiert. In der Bibel galten lange Haare der Frau als Zeichen der Unterordnung unter den Mann, dieser wiederum durfte keine langen Haare haben, „da er Gottes Bild und Herrlichkeit ist“, wie es heißt. Nun, das hat sich doch etwas verändert.

Im Nationalsozialismus wurden blonde Haare zum „germanischen Kennzeichen“ der sogenannten Herrenrasse ernannt. Auch das gibt es Gott sei Dank nicht mehr.

Schwarze und blonde Haare waren in Märchen immer wieder die Kräfte von Gut und Böse. Und in Filmen schufen Blondinen ein Image der Sexbombe, erotisch und ganz schön naiv. Es gab auch Zeiten, in denen Frisöre auf Märkten noch Zähne zogen. Und es gibt Menschen, die haben eine panische Angst zum Frisör zu gehen, leiden unter der Keirophobie.  

Die Mode letztlich hat unsere Haare zu etwas sehr Schmückendem, Erotischem und immer wieder sich veränderndem gemacht, frei, individuell, voller Farben und gestalterischer Ideen.

Dass in der zurzeit herrschenden Krise ein Friseurbesuch wieder möglich wird, das weiß ich richtig zu schätzen, was früher ein fester Bestandteil im Kalender war, wird nun zum wertvollen Termin. Wir lernen, die Dinge wieder zu schätzen. Vielleicht ja eine der guten Seiten, die so eine Krise haben kann.

Frisöre, Coiffeure oder Stylisten, wie immer man sie nennt, können Starcharakter haben, wie jener Udo Walz zum Beispiel, – mir ist allerdings Christoph Waltz lieber, der ist zwar kein Frisör und hat auch noch ein T im Nachnamen aber dafür ein wunderbarer Schauspieler. Es gibt den Barbier von Sevilla oder die französische Tageszeitung Le Figaro. Und: es gibt noch einen Figaro, den ich- außer dem meinen, versteht sich- sehr schätze: Rolando Villazon in Mozarts gleichnamiger Oper. Und mal im Ernst: Wen interessiert bei dieser Stimme schon die Frisur?

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

 

 

Auch in den Zeiten von Corona gilt, dass man seine Manieren nicht vergessen sollte. Damit ist nicht nur ein rüder Umgangston gemeint, sondern auch die Manieren, die wir zuhause pflegen, selbst wenn wir im Home-Office, wenn wir allein sind. Das fängt bei Tisch an, denn der Mensch ist, was er isst, sagt Anselm Feuerbach. Bleibt anzufügen, dass, wie er isst, zeigt, wer er ist.

Angelika Hornig hat in die Welt der Literatur und Kulturgeschichte geschaut, denn Zeit zum Lesen ist genug vorhanden.

Petra Schulze
Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR und Leiterin des Evangelischen Rundfunkreferates NRW in Düsseldorf.

Die Evangelische Rundfunkbeauftragte beim WDR und Leiterin des Evangelischen Rundfunkreferates NRW in Düsseldorf, Petra Schulze, erzählt von einer besonderen Frau.

Pauline Christine Wilhelmine zur Lippe (geborene Prinzessin von Anhalt-Bernburg, seit 1796 Fürstin zur Lippe; * 23. Februar 1769 in Ballenstedt; † 29. Dezember 1820 in Detmold) war von 1802 bis 1820 Regentin des deutschen Fürstentums Lippe und gilt dort als eine der bedeutendsten Herrscherinnen von Lippe. Sie hob am 1. Januar 1809 durch fürstliche Verordnung die bis dahin bestehende Leibeigenschaft der Bauern auf, bewahrte die Selbstständigkeit Lippes und bemühte sich um eine Verfassung, mit der die ständische Ordnung aufgebrochen wurde. Im kollektiven geschichtlichen Bewusstsein der lippischen Bevölkerung rangiert jedoch ihr soziales Engagement an erster Stelle.[1] Sie gründete die erste Kinderbewahranstalt in Deutschland, eine Erwerbsschule für verwahrloste Kinder, ein freiwilliges Arbeitshaus für erwachsene Almosenempfänger und eine Pflegeanstalt mit Krankenstube. (Quelle; Wikipedia)

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

Abwarten und Tee trinken kann in Krisenzeiten eine ganz gute Taktik sein. Dabei mag man seinen Tee aus dem Teepott schlürfen oder ihn stilvoll nachmittags um Five O´Clock  trinken – Any time is teatime, meint Angelika Hornig.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Ach, wir haben ja jetzt soviel Zeit, diesen Satz hört man im Moment oft, ein Satz, der eher mit ungutem Unterton versehen ist, mit Befürchtungen, mit Unsicherheit. Ein Satz, der früher eher den Rentnern und Pensionären entgegenhallte, aber die haben ja bekanntlich ohnehin nie Zeit.

Die Zeit scheint zurzeit still zu stehen, das Lebenstempo zeigt sich entschleunigt, plötzlich passt soviel mehr in die Stunde, den Tag, die Woche, als es doch vor kurzem der Fall war. Ist das ein Geschenk? Ein Fluch? Eine Herausforderung ist es allemal.

Unsere Zeit wird bestimmt durch Tag und Nacht, den Monat, das Jahr, eine Schwangerschaft dauert neun Monate, ein Urlaub drei Wochen, die Tagesschau 15 Minuten, Lebensmittel haben ein Verfallsdatum, im Kalender stehen Termine und Geburtstage, und sechs Minuten braucht ein gelungenes Frühstücksei. Immer feiner, technisch ausgereifter und unser ganzes Leben bestimmend hat die Zeiteinteilung sich entwickelt, sie hat uns im Griff, manchmal so sehr, dass wir krank werden vor lauter Zeitdruck, „Man verliert die meiste Zeit damit, dass man Zeit gewinnen will“, hat John Steinbeck einmal gesagt.

manchmal erscheint die Zeit so sinnentleert, dass Depressionen und Lebensmüdigkeit daraus resultieren. Diese Zeit, die wir manchmal verschwenden, die alles diktiert, sie hat uns im Griff, sie bestimmt unser Leben, ob wir das wollen oder nicht, ein Entrinnen gibt es nicht. „Eins, zwei, drei im Sauseschritt- läuft die Zeit, wir laufen mit.“ Aber: wir haben es in der Hand, wie wir diese Zeit füllen, Zeit ist nicht immer nur Geld, wie ein Sprichwort sagt, Zeit ist der Moment, den wir erleben, es sind die Erlebnisse, die wir erlebt haben, es sind die Träume, die wir noch vor uns haben. Es wäre schade, die Zeit sprichwörtlich einfach totzuschlagen. Und es wäre schade, einem Menschen nicht Zeit zu schenken, vielleicht gerade jetzt, mit einem Telefonat, einem Brief, einer E-mail. Wie sang Udo Jürgens einmal: Schenk mir noch eine Stunde…

Es ist spannend, sich einmal anzuschauen, wie viele Sprichwörter es rund um die Zeit gibt, wie viele prominente, weise, kluge und lebenserfahrene Menschen sich der „ZEIT“ angenommen haben. Die Jugend wäre eine schönere Zeit, wenn sie erst später im Leben käme, sagte  Charlie Chaplin im hohen Alter, und Einsteins Relativitätstheorie sehe ich plötzlich mit ganz anderen Augen:  Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität“.

Die Zeit soll angeblich Flügel haben, oh ja, das spüren wir mit zunehmendem Alter, und dass eine schöne Uhr die Zeit anzeigt, und eine schöne Frau sie vergessen lässt, das ist sicher auch kein Geheimnis. Augenblicke sind kostbar, und wie heißt es im Faust: „ Werd‘ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! du bist so schön!“ Und irgendwann werden wir uns alle fragen: „werden unsere Kinder auch einmal sagen, es sei die gute alte Zeit gewesen, in der ihre Eltern gelebt haben?“

Aber zurück in die Realität. Wie lange diese Zeit der Virus- Krise noch dauert, niemand weiß es, nehmen wir das Beste aus dieser Zeit mit, jeder für sich, alles eine Frage der Perspektive. Wie heißt es schließlich: Die Zeit heilt alle Wunden- aus Napoleon ist ja mittlerweile auch ein Cognac geworden. In diesem Sinne, passen sie gut auf sich auf.

Angelika Hornig
Angelika Hornig Journalistin Autorin Dozentin arbeitet unter anderem auch für Zeitzeichen, das Evangelische magazin

„Wunderliches Wort: die Zeit vertreiben! Sie zu halten, wäre das Problem.“ So beginnt ein Gedicht von Rainer Maria Rilke. Literaturexpertin Angelika Hornig freut sich über Zeit, die sie nun mit ihren Büchern verbringen kann und möchte sie animieren, einmal wieder zu lesen.