Maria Leistner
Maria Leistner, Dortmund

Maria Leistner aus Dortmund sieht nichts. Sie ist Blind und eine lebensfrohe Frau, die Halt und Sicherheit in ihrem Glauben tagtäglich erfährt.
Sie erzählt von einer toller Begebenheit, die sie gestern erlebte.

Dazu ein Bibelvers aus Johannes, Kapitel 17, 20 ff.

Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf dass sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, wie du mich liebst.
Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe die Welt gegründet war.
Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.
Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Wir sind auf einer ostfriesischen Insel, stehen in der wunderbaren Frühjahrssonne, brav in der Schlange vor einem Einkaufsladen, ein Mann kommt und schmettert mit energischer Stimme: Ja, was ist das denn hier? Das sind ja Verhältnisse wie in der DDR, sagt er, kritisch die Schlange begutachtend. Nee, nee, sagt ein anderer, da irren sie sich aber gewaltig, hier gibt’s im Laden wenigstens was zu kaufen, hallooooo, das war damals in der DDR nicht der Fall….

Schlange stehen, wir gewöhnen uns an etwas, das dem deutschen Charakter eigentlich so gar nicht zu liegen schien bisher jedenfalls, geduldig sein, warten, rücksichtsvoll hintereinanderstehen, den Gang der Dinge abwarten, …eher nicht so des Deutschen Ding.

Wir lernen zurzeit etwas, das den Briten schon mit in die Wiege gelegt wurde: bis zur Perfektion stehen sie Schlange, einer Umfrage zufolge 1,3 Milliarden Stunden Pro Jahr, vor Toiletten, der Supermarktkasse oder am Bus. Ein Touristenführer empfiehlt gar, damit man in kein Fettnäpfchen tritt, soviel Platz zum Vordermann zu lassen, „wie sie beim Tanzen mit Großtante Hildegard halten würden.“

Die Schlange ist Symbol für so Vieles und das in vielen, vielen Kulturen auf dieser Erde, aber mit ganz unterschiedlichen Auslegungen, sie ist Symbol für Lebenskraft und Leidenschaft, besitzt heilende Kräfte, gar göttliche, sie steht für unheilvolle Macht und den Tod, wie bei dem berühmten Bildhauerwerk des Laokoon mit seinen beiden Söhnen im Kampf gegen die Phytonschlange. eine ganze Palette an Deutungen erhält die Schlange in der Traumdeutung und in der Gastronomie gilt sie als Delikatesse. Als Alptraum eher dann, wenn sie zur Blechlawine mutiert.

In der Bibel hat die Schlange den unverdient schlechten Ruf einer teuflischen Verführerin, bei den australischen Aborigines verkörpert die Regenbogenschlange den Urzustand der Natur und behütet das Wasser.

Afrika würde diese Regenbogenschlange dringend benötigen, stehen doch hier unzählige Menschen oft nach stundenlangen Wanderungen in Trockenheit und Wüste an Wasserstellen Schlange und ein Großkonzern hat nicht einmal ansatzweise ein schlechtes Gewissen, Menschen hier in großem Stil das Wasser abzugraben. Die Flaschenwasserindustrie ist ein boomendes Geschäft, so ist zu lesen, mit einem Umsatz von 16 Milliarden Dollar pro Jahr. Die Schlange von nach Wasser anstehenden Menschen, sie sollte sich in unser aller Herz eingraben und uns als Verbraucher entsprechend reagieren lassen.

In vielen Herzen ist auch das Schlangestehen aus Weltkriegen noch in Erinnerung, die Not, der Hunger, das Anstehen für ein Stückchen Brot oder Butter. Auch heute stehen wieder Menschen Schlange für Lebensmittel, heute ohne Kriegszeiten aber in reichen Nationen.

Auch Wohnungsnot schafft Schlangen: bei Wohnungsbesichtigungen werden sie immer länger.

Kreischend stehen junge Mädels Schlange bei der Auswahl zu Germany’s Next Top Model. Wir warten schon am Tag vorher brav in der Reihe aufs neue Handy, oder bewegen uns in einer bunten Schlange den Mount Everest hinauf.  Ganze vier Tage haben tausende Fans vor den Kassen in Rio de Janeiro ausgeharrt, um Karten für ein Konzert von Lady Gaga zu ergattern. Schon ein bisschen gaga, oder?

Sollte ich sie angesteckt haben mit der Lust an der Schlange, dann lesen sie einmal nach was es mit dem Marshmallow- Test auf sich hat. Wissenschaftler gaben Kindergartenkinder eine Süßigkeit und sagten, sie erhielten eine weitere, wenn sie eine bestimmte Zeit der Versuchung sie zu vernaschen widerstehen könnten. Nicht alle schafften das. Den Versuch setzte man 13 Jahre später fort, befragte die nun Jugendlichen erneut und stellte fest: jene, die damals hatten warten können, waren zielstrebiger und erfolgreicher als die anderen. Zudem vermutet man heute, dass Geduld teilweise auch durch unser Erbgut gesteuert wird.

Die Schlange vor dem Inselgeschäft hat sich aufgelöst. Aber morgen wird sie wieder neu existieren. Wie die über 3000 verschiedenen Schlangenarten weltweit.

„Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr!“ – dieser Gedanke des hl. Benedikt (480-547) mag auch gestressten Menschen unserer Zeit zu denken geben. Wahrscheinlich jeder kennt manchmal die Sehnsucht nach Einsamkeit, den Wunsch, Zeit für sich selbst zu haben, um zu reifen, Entscheidungen zu treffen, um zu erfahren, wer ich bin.
Maria Leistner (sie selbst ist blind) erfährt das „hier und jetzt“ ganz besonders beruhigend.

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Ich habe mir vor wenigen Wochen ein uraltes Röhrenradio gekauft mit Plattenspieler. Stolz war ich, und wie, nur: der Plattenspieler leiert noch etwas, das kann behoben werden. Mit meinem Lebensgefährten saß ich abends gemütlich bei einem Glas Wein, er machte das Radio an, und nachdem sich das magische Auge schloss kam sehr deutlich WDR 2 oder 1Live, ich weiß es nicht mehr, klar und klangvoll, eine für das Alter des Radios gute Klangqualität. Aber schnell schauten wir uns an und waren uns einig: diese modernen Klänge passen einfach nicht zu einem so alten Radio, wir probierten es mit einem Klavierkonzert, schon besser und dann fiel mir ein, dass ich noch eine uralte Schallplatte mit Paul Lincke Melodien habe, dirigiert von Alfred Hause, den ich einmal in Hahnenklee kennenlernen durfte. Bei „Glühwürmchen, Glühwürmchen glimmre“ oder der „Berliner Luft“ oder „Bis morgens früh um fünfe, kleine Maus“ da war es da, dieses stimmige Gefühl, das waren die Klänge, die zu diesem alten Radio passten, es harmonierte einfach. Perfekt

So ähnlich sehe ich die Situation auch zurzeit, da klingen oftmals Töne und Worte aus Zeitung und Radio, Fernsehen und Internet, die nicht so recht passen wollen zu einem ohnehin momentan nicht ganz leichten Leben. Deutschlands größtes Boulevardblatt allen voran: da wird Angst geschürt in manchen Beiträgen und man beschäftigt man sich mit der Frage, wie Homeoffice bei Pornostars aussieht. Töne und Worte, die so gar nicht passen wollen, sind das die Dinge, die uns bewegen?

Mich überzeugen mehr die Menschen, die sich klar an Fakten halten, die keine Panik, sondern fundiertes Wissen verbreiten, die, die souverän und ruhig uns durch diese schwierige Zeit leiten, ohne politische Intentionen, ohne Geschmacklosigkeiten. Die ihren Verstand und ihr Herz sprechen lassen. Authentisch, vertrauensvoll.  Ich kann nichts anfangen mit standardisierten Äußerungen, mit Horrorvisionen, Fakenews, mit Übertreibungen. Wir haben auch keine „Helden“, die wir beklatschen, zu denen wir aufschauen müssen. Wir haben Menschen, die tatsächlich Großartiges leisten, aber statt sie zu Helden zu machen, sollten ihre Gehälter steigen, was sie schon lange ganz sicher verdient hätten!

 Es kommt also auf uns selbst an, mit wachem Verstand das richtige „Programm“ zu finden und kritisch zu filtern, jene Klänge, Töne, Worte, bei denen wir ohne Vorbehalt sagen: ja, das ist es, das glaube ich, dem vertraue ich, da stehe ich hinter. Passen sie gut auf sich auf

Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge
Udo Waschelitz, Diplom-Religionspädagoge und langjähriger Redakteur bei der evangelischen Wochenzeitung Unsere Kirche

In diesen Corona-Zeiten ist es wunderbar, wenigstens per Telefon mit den Angehörigen in Verbindung zu bleiben. Zum Beispiel erfahren wir jeden Tag per „Oma-und-Opa-App“, wie es unseren Enkeln geht, sogar mit Bild und Ton. Längst ist ja aus dem Telefon ein Multifunktionsgerät geworden. Das ist für junge Leute eine Selbstverständlichkeit. Zu meiner Jugendzeit, also vor gut 60 Jahren, war das noch völlig anders. Ein Telefon gab es nur in wenigen Haushalten, ansonsten war man auf Telefonzellen oder in Notfällen auf das Entgegenkommen des nächsten Kaufmanns angewiesen. Jederzeit Kontakt zu haben – davon konnte man nur träumen. In jener Zeit galt es als etwas ganz Besonderes, dass Gott jederzeit zu sprechen sei. Sogar eine Telefonnummer Gottes machte die Runde: 50 15. Das ist ein Hinweis auf Psalm 50 Vers 15. Da sagt Gott: Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen. Mit anderen Worten: Gott ist jederzeit zu sprechen, und das ohne Telefon, einfach so. Man nennt das Beten. Gerade in diesen Corona-Zeiten ist es gut, sich an Gott wenden zu können. Wenn einen die Sorge um die Gesundheit quält, wenn einem die Kontaktbeschränkungen auf den Wecker gehen, wenn Zukunftsängste den Schlaf rauben. Gott ist jederzeit zu sprechen, auch und gerade in Krisenzeiten wie der jetzigen Pandemie. Dafür brauchen wir keine E-Mail-Adresse und keine App, es genügt eine Telefonnummer: 50 15. Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, sagt Gott in Psalm 50 Vers 15.


Bärbel Fünfsinn, 1962, Theologin und Sängerin, war lange Zeit als Lateinamerikareferentin in der  
ev. Nordkirche in Hamburg und arbeitet nun als Lehrerin Foto: Matthais Grosse

Bärbel Fünfsinn ist gerade aus Kolumbien zurück gekommen, da beginnt in Deutschland und Weltweit die Corona-Krise. Jeden Tag denk sie an die Freund in Kolumbien, ihre Gedanken sind dort und die Sorge wie es ihrer Freundin Ulrike und Menschen in Kolumbien geht, wächst. Sie berichtet und ruft auf zur Hilfe.

Die Ewige ist mein Licht- CD

Die Ewige ist mein Licht- CD – hören Sie hier den Titelsong

Die CD: Die EWIGE ist mein Licht, morderne und alte Psalmen, gibts es bei ihr zu bestellen für 15€,

www.baerbelfuenfsinn.com

Barbara Wegmann
Barbara Wegmann, Journalistin, Münster

Also, der letzte Mensch, dem ich vor der Corona-Krise mit Maske begegnete, das war mein Arzt bei einer Untersuchung. Masken, das hieß bis dahin krank sein, heute heißt es Schutz vor dem Nicht-krank-werden.

Kaum ein anderes Kleidungsstück hat solch eine Karriere gemacht- leider vor traurigem Hintergrund- wie die Maske, der Mund-Nasenschutz oder kurz MNS. Bis vor der Corona- Krise noch dem medizinischen Bereich hauptsächlich vorbehalten oder der Halbleiterproduktion zum Beispiel, trägt heute jeder eine Maske, ein Stück Textil für jedermann, so viele, teils bunte, kreative Varianten.

Eine geheimnisvolle Aura verleihen diese Masken sicher nicht, so wie jene faszinierenden venezianischen Masken, die eine aufwändig prächtige Gestaltung haben, kostbar sind und seit eh und je die Anonymität wahren sollten, also das ganze Gesicht bedecken. Seit dem späten Mittelalter gibt es sie schon, sie gehen zurück auf das italienische Laientheater „Commedia dell‘ Arte“. Noch viel spannender sind afrikanische Masken. Jede Kultur, jeder Stamm, hat hier seine eigenen Masken. Ganz unterschiedlich sind sie, je nach Anlass: ob zu Festen oder Familienfeiern oder bei religiösen Zusammenkünften. Mit diesen oft aus Holz gefertigten, regelrechten Kunstwerken, sollen Götter oder Ahnen angerufen werden. Der Beruf eines Maskenbildners sei ein sehr angesehener, so heißt es, viel müsse er über die spirituellen Hintergründe jedes Stammes wissen und natürlich auch sehr begabt sein.

Heutige Masken sind in der Regel weiß und nicht blau, wie in der Operette „Die Maske in Blau“ aus dem Jahre 1937. Noch attraktiver der gleichnamige Film von 1952 mit Marika Rökk und Paul Hubschmid. In diesem Hin- und Her- Verwirrspiel, der Liebelei zwischen dem Kunstmaler Cellini und dem Revuestar Juliska Varadi lassen die Protagonisten erst spät die Masken fallen, klärt sich bis dahin Verborgenes. Es ist eben das Wesen einer Maske: das Gesicht, die Mimik, die Person und deren Gefühlslage oder Absicht zu verbergen. Und nun Schutz der Gesundheit.

Manche Masken jedoch haben alles andere im Sinn, als das Gesicht zu verbergen, ganz im Gegenteil, sie wollen das Gesicht verschönern, Fältchen glätten, die Haut durchbluten und reinigen oder einfach nur der Entspannung dienen.  Gesichtsmasken in der Kosmetik enthalten in der Regel intensivere Inhaltsstoffe, als andere Pflegeprodukte. Viele lassen sich einfach selbst herstellen: Kaffee, Kakao oder Honig, eine Avocado, ein Naturjoghurt…..was für ein Wohlgefühl.

Wer übrigens vor und nach Corona keine Maske benötigt, weil er schon eine im Namen hat, das ist Henry Maske.

Und letztlich ist manchmal das Tragen von Masken auch ganz schön erfolgreich und geradezu Gänsehaut erregend: Der „Frosch mit der Maske“, das war der erste deutschsprachige Edgar Wallace Film der Nachkriegszeit, 1959 kam er in die Kinos und 3,2 Millionen Besucher hatte er.

Karl-Heinz Cottmann
Karl-Heinz Cottmann, Enger
Musiklehrer

Karl-Heinz Cottmann erinnert sich an eine Feststellung aus dem Buch „Der Lärm der Zeit“, von Julian Barnes, auf Seite 168.

Umschlag vom Buch "Der Lärm der Zeit"
Umschlag vom Buch „Der Lärm der Zeit“

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Er thematisiert die Lebens- und Arbeitsbedingungen eines Künstlers in einer Diktatur, besonders in der Zeit des Stalinismus.

Der Roman ist in drei Teile gegliedert. In jedem Teil wird eine konkrete Situation als Rahmenhandlung geschildert, die den Ausgangspunkt für Schostakowitschs Erinnerungen und Reflexionen bietet:

Im ersten Teil Auf der Treppe wird eine Situation aus dem Jahr 1936 geschildert: Nachdem Schostakowitschs Oper Lady Macbeth von Mzensk auf das Missfallen Stalins stieß und er zum Volksfeind erklärt wurde, wird er außerdem beschuldigt, Mitwisser einer Verschwörung gegen Stalin zu sein. Er erwartet jede Nacht, von der Geheimpolizei (Beamten des NKWD) festgenommen zu werden. Um seiner Frau und seiner kleinen Tochter zu ersparen, dies mitzuerleben, wartet er jede Nacht vor der Tür seiner Wohnung auf seine Festnahme, zu der es aber nicht kommt. (Quelle: Wikipedia)